Wenn aus Fremden Freunde werden

von Grischa Hilgenfeld

Ich war jetzt acht Monate in Japan in der Nähe von Osaka, einer riesigen Metropolregion im Süden Japans. Es war ein aufregendes, aber irgendwie auch verwirrendes Jahr. Ich habe nicht nur sehr gut Japanisch gelernt, ich habe auch echt viele neue Freunde und vielleicht auch eine zweite Familie gefunden.

Obwohl ich vorher schon zwei Jahre lang im Japanisch-Kurs an der Volkshochschule und selber Zuhause gelernt habe, habe ich deutlich mehr in den ersten zwei Wochen in der japanischen Schule gelernt. Und im Laufe des Jahres konnte ich dann auch langsam längere Texte mit japanischen Schriftzeichen lesen und schreiben.

Die Schule war sehr anders, viel länger und nicht so interaktiv wie in Deutschland. Aber eben dieser Unterschied hat den Reiz ausgemacht, die deutsche Schule kommt einem dann auch anders vor.

Meine Klasse war ziemlich groß, weshalb ich lange Schwierigkeiten hatte mir überhaupt alle Namen zu merken, aber die Japaner haben das gelassen genommen und mir trotzdem immer geholfen.

Dadurch hatte man dann auch schnell mal eine Unterhaltung, sodass es auch nicht lange dauerte, bis ich Freunde fand. Sie haben mir auch immer Zeit gegeben in Gesprächen und versucht, sich einfacher auszudrücken. Bei den anderen Austauschschülern hatte ich auch noch schnell Freunde gefunden. Da wir alle in derselben Lage waren, hat man sich auch immer gegenseitig unterstützt.

Mit meinen Freunden in Deutschland hatte ich allerdings kaum Kontakt, es war irgendwie nicht so nötig. Meine Eltern habe ich häufiger angerufen, dafür aber dann meist zusammen mit der Gastfamilie, um sie sich vorzustellen. 

Das Auslandsjahr wurde nie wirklich schlimm, weil eigentlich immer jemand für einen da ist. Wenn meine Freunde keine Zeit hatten, dann haben meine Gastfamilien auch manchmal spontane Ausflüge gemacht. Außerdem konnte man sich auch immer mit den anderen Austauschschülern über alles unterhalten.

Es war zwar nicht immer rosig, aber durch die viele Unterstützung in Japan, aber auch aus Deutschland war es nie sehr schlimm. Zurück nach Hause wollte ich nie, dafür fand ich Japan viel zu toll.

Letzten Endes habe ich mich selbst auch sehr verändert. Ich kann inzwischen viel einfacher mit Fremden reden und ich habe noch Sachen, wie z.B. Kochen oder Blumen anrichten, gelernt.