Von Geschichte, Geschichten und Mamas Schokoladentorte

Herr Krettek – ein Stück weit unerwachsen

Die jüngeren Schüler unter euch sind ihm sicher bei der Einschulungsfeier in den 5. Jahrgang begegnet, die älteren hatten vielleicht schon einmal ein freundliches Pausengespräch oder eine ernsthaftere Unterhaltung über die Schulordnung oder die Notwendigkeit des Lernens. Herr Krettek ist jedoch mehr als der Schulleiter unserer Schule. Für den Blog hat er einige Fragen, die zum Teil auch von Schülerinnen und Schülern des SHG eingereicht worden sind, beanwortet:

Seit wann sind Sie Schulleiter dieser Schule?

Seit dem 21. Dezember 2017, also dem kürzesten Tag des Jahres.

Wollten Sie schon immer Schulleiter werden bzw. was hat Sie dazu bewogen, sich auf diese Stelle zu bewerben?

Nein, als Kind wollte ich ganz viele andere Dinge werden, am liebsten Schrotthändler, Feuerwehrmann, später Pastor und Drucker. Im Zivildienst habe ich Schwerstbehinderte betreut und danach während des Studiums einige Jahre in der Altenpflege gearbeitet. Einfach Lehrer war ich viele Jahre auch sehr gern. Ob ich Schuldirektor werden wollte, hat man mich gefragt.

Was haben sie gemacht, bevor Sie an das Scharnhorstgymnasium gekommen sind? (Schülerfrage)

Direkt vor meiner Arbeit am Scharnhorstgymnasium war ich Mitglied der Schulleitung an der Michelsenschule und davor Lehrer am Otto-Hahn-Gymnasium in Göttingen und am Friedrich-Franz-Gymnasium in Parchim. Mein Referendariat habe ich im Gymnasium Dorf Mecklenburg vor ganz vielen Jahren gemacht.

Gab es auf dem Weg bis zu Ihrer Ernennung zum Schulleiter des SHGs auch Tiefen, wie z. B. das Wiederholen eines Jahrgangs? (Schülerfrage)

Das Sitzenbleiben in der Schule habe ich vermieden, wenn auch zwei, drei Mal knapp. Blauer Brief und das arbeitsame zweite Halbjahr sind vertraute Bekannte, ebenso die mit Fünfen und Sechsen zusammenkommenden Sorgen. Zum Beispiel gab es in einem Fach einmal in Klasse 10 dreimal hintereinander eine Sechs in den Klassenarbeiten. Tiefen gehören aber in jedem Leben dazu. Man darf dann nur nicht aufgeben und muss wieder aufstehen. Ich habe ja auch das Abitur bestanden und bin dann sogar Lehrer und jetzt auch noch Schulleiter geworden. Meine Mama kann das bis heute noch nicht wirklich fassen.

Sie sind ja nicht nur Schulleiter, sondern auch ganz ‚normaler‘ Lehrer und unterrichten Englisch und Geschichte. Welches der beiden Fächer unterrichten Sie am liebsten? Warum?

Geschichte liebe ich, weil es dort so viele Geschichten und vergangene Ereignisse gibt, in die man sich hineinversetzen kann und mit Hilfe derer man sich das damalige Leben vorstellen und erträumen kann. Das ist wie bei allen guten Geschichten, seien es Märchen, Bücher oder Serien; eine gute erzählte Geschichte fesselt mich immer und ich lerne daraus auch immer etwas für mich. Deshalb mag ich das Fach Geschichte und erzähle auch gerne Geschichten.

Auf English kann man wunderbar erzählen, auch über Geschichte. Und mit Englisch verstehen mich dabei fast alle Menschen, die man auf der Welt treffen kann. Deshalb bin ich begeisterter Englischlehrer. Ich liebe das Reisen, das Unterwegs sein, das Menschen-Kennenlernen, das Entdecken unbekannter Orte und es ist toll, diese Erfahrungen mit anderen teilen zu können. Da ist Englisch einfach wunderbar, wie eigentlich jede andere Sprache. Verraten Sprachen und Gespräche einem doch, neben dem von mir immer gerne genossenen lokalen Essen und Trinken, ganz viel über eine Kultur und über den Menschen, bei dem ich gerade bin.

Macht es Ihnen Spaß, mit den Schülern Ihre Zeit zu verbringen? (Schülerfrage)

Ja. Die Freude am Zeitverbringen mit Schülern hat auch über die letzten zwei Jahrzehnte nicht nachgelassen. Wenn ich ganz lange in meinem Büro gesessen habe, komme ich immer gerne in eine Klasse und unterrichte. Da weiß ich dann wieder, warum und für wen ich die vielen Stunden im Büro sitze. Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten gibt mir immer Schwung. Das ist vielleicht so, weil ich dann auch wieder ein Stück weit unerwachsener sein kann und meine Begeisterung für das, was wir gemeinsam im Unterricht machen, ausleben darf. Das gilt ganz besonders, wenn ich mit den Schülern Exkursionen und Austausche mache. Hier erlebe ich so viele unterschiedliche Menschen mit ihren Stärken, ihrer Begeisterung und ihren Unterschieden. Das gibt mir ganz viel und daher verbringe ich wirklich gerne Zeit mit Schülern.

Welche drei Adjektive beschreiben Sie als Lehrer am besten?

laut, hüpfend, frontal

Ist es schwer, eine Schule wie diese zu leiten bzw. was ist vielleicht auch einfach an dieser Aufgabe. (Schülerfrage)

Es ist mehr schön als schwer, eine Schule wie das Scharnhorstgymnasium zu leiten, weil es hier eine wirklich große, bunte Mischung von Schülerinnen und Schülern, Lehrinnen und Lehrern sowie Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern mit ganz vielen, unterschiedlichen Stärken, Meinungen und Ideen gibt. Alle zusammen helfen mir, diese Schule zu führen, weiterzuentwickeln und gemeinsam zu einem l(i)ebenswerten Ort zu machen. Deshalb komme ich fast jeden Tag gerne in die Schule.

Gibt es irgendetwas, das Sie an ihrem Job stört? Was wäre das? (Schülerfrage)

Ab und an kommt das vor. Das hat aber selten etwas mit den Schülern zu tun, sondern ist mehr Erwachsenenkram.

Wenn Sie gerade mal nicht in der Schule sind, was machen Sie dann in Ihrer freien Zeit?

In meiner Freizeit bin ich gerne unterwegs. Ich reise gerne, vor allen Dingen ans Meer, oder treffe mich mit Freunden zum Spielen und Reden. Unter der Woche laufe ich gerne zweimal und versuche auch, relativ regelmäßig schwimmen zu gehen. Ansonsten liebe ich Bücher auf meinem Sofa, auch wenn ich da oft einschlafe, oder spiele mit meinen jüngeren und älteren Kindern (weshalb ich beim Lesen dann wieder einschlafe).

Sie haben ja mehrere Kinder, die auch schon in die Schule gehen. Sind Sie zu Hause auch der ‚Lehrer‘ oder schimpfen Sie auch mal über die Lehrer, wie das andere Eltern ja sicher auch manchmal tun?

Jetzt bei Corona bin ich zu Hause auch mal der Lehrer. Das ist aber viel schwieriger, als der Lehrer in der Schule zu sein. Die eigenen Kinder lernen ja nicht immer so gerne mit Mama oder Papa und der echte Schullehrer hat dann sowieso immer recht, weil ich ja nur der Papa bin.

Ansonsten schimpfen wir zuhause zusammen natürlich auch mal auf die Lehrer. Meine Kinder wissen aber auch, dass es gar nicht so leicht ist, Lehrer zu sein.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, etwas ganz Verrücktes zu tun, was würden Sie gern einmal ausprobieren?

A) Einen Bagelwagen besitzen und Bagel verkaufen.
B) Mit meiner Familie ohne Zeitbeschränkung durch alle Länder Europas reisen.

Kommen wir kurz zur Kategorie Lieblings-? Könnten Sie die folgenden Dinge kurz benennen?

  • Lieblingsessen: Mamas Schokotorte oder Klöße mit Soße
  • Lieblingsfilm/-serie: Fargo, Pulp Fiction, Cinderella (Filme); Lucifer (Serie); DMAX
  • Lieblingsmusik/-band: Indigo Girls, Queen, Pink, Mozart Band
  • Lieblingsbuch: Jack-Reacher-Romane, Aaranovitchs Flüsse von London Reihe, Anil’s Ghost von Ondaatje, Jasper Fforde, Saramago, Tokarczuk. Ich lese einfach zu gerne.

Haben Sie sich Ihre Zukunft so vorgestellt, wie sie gerade ist, bzw. was würden Sie gern daran ändern? (Schülerfrage)

Ich hatte selten eine wirkliche Vorstellung von der Zukunft. Das Leben und alles darin sind immer einfach vorbeigekommen. Da ist, auch heute, viel Schönes und manches Nichtsoschöne dabei. Ich übe im Moment noch, das Schöne mehr zu genießen und das Nichtsoschöne mehr zu übersehen. Beides würde ich gerne in der Zukunft noch stärker lernen und auch noch mehr Reisen in der Fantasie und im echten Leben machen.

Marcus Krettek, OStD