Was ist am 25.5.2020 wirklich passiert?
Die Wahrheit über George Floyds Tod
Es ist noch gar nicht lange her, da jährte sich der Todestag von George Floyd zum ersten Mal. Der am 25.05.2020 verstorbene US-Amerikaner starb durch den gewaltsamen Zugriff der Polizei. Zur Zeit befindet sich der Polizist, der für seinen Tod als verantwortlich gilt, in Untersuchungshaft und wartet auf sein Urteil. Aber nun von Anfang an.
20:00 Uhr:
Es ist der 25.05.2020, Memorial Day in den USA, als George Floyd um 20:00 Uhr bei „Cup Foods“, einem Lebensmittelgeschäft an der Chicago Avenue in Minneapolis eine Schachtel Zigaretten kauft. Im Anschluss steigt er in seinen PKW, der auf der anderen Straßenseite steht. Da er bei seinem Einkauf vermeintlich einen gefälschten 20 Dollarschein verwendete, folgen ihm zwei Mitarbeiter des „Cup Foods“, die ihn dazu auffordern, die Zigaretten zurückzugeben. Weil sich George Floyd weigert, dies zu tun, ruft ein Mitarbeiter die Polizei. Zu dieser Maßnahme sind Unternehmen verpflichtet, wenn es sich um einen Verdacht auf Falschgeld handelt. Laut Angaben eines Mitarbeiters befindet sich George Floyd vor dem Laden in seinem Auto und wird von ihm verdächtigt, sehr betrunken zu sein. Daraufhin kommt ein Streifenwagen, besetzt mit den beiden Polizeibeamten James Kueng und Thomas Lane, zum Geschehen hinzu.
20:08 Uhr:
Die beiden Polizisten betreten das Geschäft „Cup Foods“ und begeben sich anschließend zu Floyds Wagen. In dem blauen SUV sitzen neben Floyd zwei weitere Erwachsene. Thomas Lane geht zur Fahrerseite und klopft mit seiner Taschenlampe an das Seitenfenster des Autos. Als Floyd nicht darauf reagiert, richtet der Polizist seine Schusswaffe auf ihn und fordert ihn auf, seine Hände auf das Lenkrad zu legen. Zu diesem Zeitpunkt haben die beiden Officer Floyd noch nicht über den Grund ihres Einsatzes informiert. Wahrscheinlich auch deshalb folgt Floyd den Anweisungen von Kueng und Lane teilweise widerwillig. Zudem beginnt er zu weinen und sagt ihnen mehrmals, dass schon in der Vergangenheit auf ihn geschossen worden sei. Diese Aussage Floyds bestätigt eine Freundin Floyds, die sich auf dem Rücksitz des Autos befindet. Anschließend wollen die beiden Beamten George Floyd festnehmen, immer noch ohne ihm den Grund dafür zu nennen. Weil Floyd nicht aus dem Auto aussteigt, zieht Lane ihn kurzerhand aus dem Pkw. Nun folgt eine Rangelei zwischen beiden Parteien. Auch vermutlich, weil er dies laut eigener Aussage schon selbst erlebt hat, fleht Floyd Lane an, ihn nicht zu erschießen. Anschließend fragt Lane Floyd und die bereits erwähnte Freundin, warum Floyd sich fahrig verhalte und ob er unter Drogeneinfluss stehe. Die Freundin antwortet darauf, dass Floyd so reagiere, wenn man eine Waffe auf ihn richte. Floyd selbst entgegnete Lane, dass er nichts Falsches getan und Angst habe. Die genaue Aussage Floyds dem Polizisten gegenüber war „I am scared, man.“
20:12 Uhr:
Officer Lane setzt George Floyd auf den Boden, erläutert den Grund der Festnahme und prüft seine Identität. Als Lane Floyd fragt, ob dieser Drogen genommen habe, gibt Floyd schließlich seinen Drogenkonsum zu. Kurz darauf führen Lane und Kueng den Mann über die Straße zu ihrem dort geparkten Streifenwagen. Auf der anderen Straßenseite angekommen, versteift Floyd seinen Körper und geht zu Boden. Daraufhin heben die beiden Polizisten ihn wieder hoch und drücken ihn gegen die Tür des Streifenwagens. Floyd sagt den Polizisten, dass er gerade erst von COVID-19 genesen und zudem klaustrophobisch sei. Außerdem bittet er darum, auf dem Boden liegen zu dürfen. Ohne Beachtung dessen versuchen die Polizisten, Floyd auf den Rücksitz des Streifenwagens zu setzen, wogegen sich Floyd zunächst wehrt. Als Kompromiss bietet er nun an, sich vorne in den Wagen zu setzen , was die Beamten jedoch ablehnen. Als der Polizist Kueng Floyd, der sich widersetzt, über den Rücksitz des Streifenwagens auf die andere Seite des Fahrzeugs zieht, sagt Floyd zum ersten Mal „I can’t breathe“, also dass er nicht atmen könne. In der Zwischenzeit taucht ein weiterer Streifenwagen auf. Dieser ist mit den beiden Polizeibeamten Derek Chauvin, der als Dienstältester das Kommando übernimmt, und Tou Thao besetzt. Eine anschließende Rangelei führte dazu, dass George Floyd beginnt aus dem Mund zu bluten.
etwa 20:19 Uhr:
Derek Chauvin beginnt, Floyd auf der Straße zu fixieren. Währenddessen leistet Floyd keinen Widerstand. Mittlerweile beginnen einige Passanten, diese Szene zu filmen. Auf diesen Videos ist zu sehen, wie der Beamte Chauvin mit seinem linken Knie auf Floyds Hals drückt. Diese Maßnahme ist in Minneapolis und in den meisten Polizeidepartements strikt verboten.
Während Chauvin auf Floyds Hals kniet, drücken seine beiden Kollegen gleichzeitig auf den Körper und die Beine. Als Floyd immer wieder sagt, dass er nicht atmen könne, bittet ein Passant die Polizisten, Floyd zu Luft zu verschaffen. Neben der Aussage, dass er nicht atmen könne, sagt Floyd zudem, dass er gleich sterben werde. Der Polizist Thao fordert ihn daraufhin dazu auf, sich zu entspannen. Anschließend rufen die anwesenden Beamten nach anfänglichem Zögern einen Rettungswagen. Trotz der Alarmierung des Rettungswagens lässt Chauvin nicht mit seinem Knie von Floyds Hals ab. Als schließlich ein nebenstehender Passant zu Floyd ruft, dass er in den Streifenwagen gehen solle, erwidert Floyd, dass er das nicht könne. Grund dafür seien die Schmerzen in Bauch, Hals und Gesicht. Zudem bittet Floyd die Polizisten, ihm Wasser zu geben und fleht sie an, ihn nicht umzubringen. Während des Geschehens ruft George Floyd wiederholt „Mama, Mama“. Da der Mann noch sprechen kann, geht Officer Kueng davon aus, dass es Floyd gut gehe. Dieser Aussage widerspricht ein Passant und fordert die Polizisten anschließend auf, George Floyd in den Streifenwagen zu setzen. Er fügt hinzu, dass die Polizisten diese Situation genießen würden.
20:25 Uhr:
Seit 6 Minuten kniet Chauvin auf Floyds Hals, als dieser bewusstlos wird. Als einige Passanten die Beamten auf diese körperliche Veränderung Floyds hinweisen, fühlt Kueng vergeblich nach dem Puls von Floyd. Alle drei Beamten bleiben weiterhin auf Floyds Körper sitzen und leisten keine erste Hilfe. Laut Bericht der späteren Anklage hat Lane Officer Chauvin gefragt, ob sie Floyd auf die Seite legen sollten. Chauvin verneint diese Frage. Bevor Floyd ohnmächtig wurde, äußerte er übrigens um die 30 mal, dass er nicht atmen könne („I can’t breathe“). Als endlich der Rettungswagen vor Ort eintrifft, sind zwei weitere wichtige Minuten vergangen.
20:27 Uhr:
Einer der Sanitäter versucht erneut vergeblich Floyds Puls zu erfühlen. Während der Ankunft des Rettungswagens bleibt Chauvin noch fast eine weitere Minute auf Floyds Hals knien.
Die Pressemitteilung der Polizei zu diesem Vorfall hat den Titel »Mann stirbt an medizinischem Vorfall während Interaktion mit der Polizei«. Diese Darstellung kam übrigens von einem Polizisten, der laut eigener Aussage nicht das Material der Bodycams der Polizisten gesehen hatte. So wurde lediglich erwähnt, dass die Beamten einem unter Drogen stehenden Mann (George Floyd) nach Widerstand Handschellen anlegten und einen medizinischen Notfall erkannten, woraufhin der Mann im Krankenhaus letztlich verstarb. Die wirklich entscheidenden Details, wie die Umstände des Todes Floyds sowie das mehr als neun Minuten andauernde Knien Chauvins auf dem Hals von Floyd wurden in der Darstellung des Polizisten mit keinem Wort erwähnt. Insgesamt 8 Minuten und 46 Sekunden befand sich das Knie von Chauvin laut Anklage auf dem Hals Floyds. Später gab die Staatsanwaltschaft zu, sich verrechnet zu haben und korrigierte die Zeitangabe auf 7 Minuten und 46 Sekunden, 2 Minuten und 53 Sekunden davon nach Eintreten der Bewusstlosigkeit George Floyds.
20:29 Uhr:
4 Minuten nachdem Floyd sein Bewusstsein verlor, wird er in den Rettungswagen gebracht und abtransportiert. Die Wiederbelebungsversuche bleiben erfolglos.
21:25 Uhr:
George Floyd wird in der Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses für tot erklärt.
Die tatsächlichen Folgen für Chauvin, die schwarze Bevölkerung der USA und viele weitere Beteiligte könnt ihr in unserem zweiten Teil des Vorfalls um George Floyd lesen.
Quellen: Text von Kevin K., Beitragsbild von Bild von F. Muhammad auf Pixabay