Bildung: Bürde oder Privileg?

Was haben die meisten von uns wohl gemeinsam? Wir sind Schüler: innen. Wir haben einen großen Teil unseres Lebens in lauten Klassenräumen und miefigen Sporthallen verbracht. Wir haben für Tests geackert und uns auch das ein oder andere Mal erst kurz vor Abgabe an die Hausarbeit erinnert. Dass das nicht immer gut ging, ist wohl klar. Vielleicht habt ihr die Schule auch schon mal verflucht. Euch gewünscht, dass niemand euch dorthin zwingen würde. Aber ist das wirklich wünschenswert?

Die Geschichte hat uns das Gegenteil gelehrt. Eine unabhängige Schulbildung, die darauf abzielt, die Bürger: innen eines demokratischen Landes zu selbstständig denkenden Individuen zu erziehen, ist wohl eines der größten Privilegien überhaupt. Sie schafft Freiheit, sowohl im Job als auch im Alltagsleben. Auch abseits der guten Aussichten für das spätere Berufsleben hilft Bildung bei der Eindämmung eines großen gesellschaftlichen Problems – der Bedrohung durch Fake News. Dies sind in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen, welche uns überall im Leben begegnen können. Das Problem ist, dass sie oft schwer zu erkennen und somit auch leicht in der Lage sind, Lügen zu verbreiten und Umstände zu verzerren. Durch das Internet werden sie schnell und ohne großen Aufwand einer Vielzahl an Menschen präsentiert. Zwar werden Fake News durch die neuen Medien ein immer größeres Problem, jedoch sollte man nicht denken, sie wären erst ein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Selbst im ausgehenden Mittelalter waren sie ein Problem und eine Gefahr für die Gesellschaft.

Damals war es nicht selbstverständlich, eine Schule zu besuchen. Die meisten Kinder und Jugendlichen begannen bereits früh zu arbeiten. Oftmals halfen sie ihren Eltern oder sorgten auf eine andere Art für ein zusätzliches Einkommen. Sie hatten also weder die Zeit noch die Mittel, sich bilden zu lassen. Kaum jemand aus der ärmeren Bevölkerung war dazu in der Lage, zu lesen oder zu schreiben. Das einzige Wissen, welches dieser Schicht vermittelt wurde, waren weltanschauliche Predigten in der Kirche. Dabei handelte es sich aber eher um Vorträge, die die gesellschaftlich mächtige Stellung der Kirche vor den Bürgern rechtfertigen sollten.

Wer abseits davon etwas lernte, erfuhr Bildung meistens durch kirchliche Lehreinrichtungen. Eine Möglichkeit war es, eine katholische Kloster- oder Domschule zu besuchen. Wer dort unterrichtet wurde, wurde allerdings auf eine kirchliche Karriere vorbereitet. Spätestens jetzt sollte auch klar sein, dass der Unterricht wohl kaum weisungsfrei, sondern sehr religiös geprägt war. Es wurden das katholische Weltbild und kirchliche Anschauungen vermittelt. In den Köpfen der Schüler: innen konnte sich kein eigenständiges Denken entwickeln. Kritik am System der Kirche wurde zu dieser Zeit nicht nur konsequent abgewehrt, sondern auch als Ketzerei verurteilt. Wer sich dem schuldig machte, konnte mit einer harten Strafe rechnen. Dieses Bildungssystem schuf ein Umfeld, das Kritik unterband und Behauptungen oder Meldungen zu hinterfragen verhinderte. Dadurch wird auch klar, weshalb sich Fake News ungehindert verbreiten konnten und somit das Denken der Bevölkerung fortlaufend formten.

Wir halten also kurz fest: Bildung war etwas, zu dem kaum jemand Zugang hatte. Wer allerdings doch in den Genuss kam, dem wurde es verwehrt, sich eine eigene Meinung zu bilden und sich kritisch mit der dominierenden Lehrhaltung auseinanderzusetzen.

Um eine solche Zensur zu verhindern, sollte keine weltanschauliche Institution ein Monopol auf die Bildung der Allgemeinheit haben. Außerdem sollte sie niemandem verwehrt bleiben. Vor den Gefahren von Fake News bewahrt euch nur, selbst nachzudenken und keine losen Behauptungen einfach zu übernehmen. Bildung ist der Schlüssel, um sich vor Manipulation zu schützen und sich somit nicht zum Spielball anderer zu machen. Denn wie schon die Aufklärer des 18. Jahrhunderts predigten, ist der beste Weg aus der Unmündigkeit, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.

Auch wenn die Schule nicht immer leicht ist, solltet ihr sie nicht als Bürde für euer Leben wahrnehmen. Seht sie lieber als Privileg. Betrachtet sie als Selbstschutz vor Manipulation. Denn wenn ihr euch durch Fake News beeinflussen lasst, schadet ihr dadurch sowohl euch als auch anderen.

Erkennt ,wie glücklich ihr euch schätzen könnt, in einem Land und einer Zeit zu leben, in welcher ihr freie Bildung erfahrt. Bildung ,die euch auf euer späteres Leben vorbereitet und die euch Chancen offenbart, durch die ihr alles werden könnt, was ihr wollt. Denn denkt daran, es ist euer Leben und ihr entscheidet, wie es verlaufen soll.

Text: Tim H. Beitragsbild: Pixabay – Wokandapix