„Es ist doch nur ein ganz normaler Impfstoff.“

Wir alle warten ungeduldig auf das langersehnte Ende der Pandemie. Der neue Impfstoff stellt erstmals einen großen Lichtblick im Kampf gegen Corona dar, doch wie läuft der ganze Tumult um die Impfung ab und wie fühlen sich die Geimpften?

Deutschlandweit wurden bis 9.März bereits 3,14% der Bevölkerung vollständig geimpft, was auf den ersten Blick nach keiner besonders großen Entwicklung aussieht. Insgesamt sind das aber 2.612.183 Menschen, denen seit dem 28.12.2020 jeweils zwei Dosen des Impfstoffes injiziert wurden. 

Um einiges vielversprechender sehen allerdings die Zahlen in Deutschlands Altenheimen aus. In über 90% aller Einrichtungen in Deutschland haben sich zahlreiche Bewohner und Mitarbeiter bereits impfen lassen.

,,Durchschnittlich entscheiden sich ca. 70% des Personals in Pflegeeinrichtungen für die Corona-Impfung. Bei uns waren es also auch nur 30%, die nicht geimpft wurden“, berichtet Frau Jordan, Buchhalterin des Seniorenzentrums Holle. 

Nachdem bisher nur Mitarbeiter des Gesundheitswesens und Menschen im Alter über 64 Jahren die Impfung erhalten konnten, können nun auch Personen aus der zweiten Prioritätsgruppe einen zeitigen Impftermin bekommen. Unter diese Kategorie fallen Menschen mit Vorerkrankungen ( bspw. Krebs, Trisomie 21, Diabetes mellitus und andere) sowie enge Kontaktpersonen von Schwangeren und Pflegebedürftigen.

Wenn man dann endlich geimpft wurde,  fühlt man sich doch viel sicherer als vorher oder nicht?

,,Sicherer nicht unbedingt. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, infiziert zu werden nun viel geringer, allerdings ist man nicht vollständig immun. Außerdem sorgt man sich auch um sein Umfeld, zumal die Herdenimmunität noch weit entfernt ist.“ So geht aus dem Gespräch mit einer vollständig geimpften Person keinerlei Erleichterung hervor. Bisher ist nämlich noch unklar, ob geimpfte Personen andere Menschen weiterhin anstecken können. 

Früher war alles besser

Diesen Spruch hat bestimmt jeder von uns schon unzählige Male gehört. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, heißt es, und so fällt es vielen recht schwer, sich mit Neuheiten anzufreunden. Beim Thema Corona-Impfungen sieht das nicht anders aus. Der Impfstoff sei gefährlich, er würde unsere DNA verändern und Frauen unfruchtbar machen. Diese und viele andere Mythen verbreiteten sich in Windeseile, obwohl sie weitgehend falsch sind. Einige weitere Ammenmärchen zum Thema Impfstoff findet man z.B. auf der Internetseite des Helios Magazins, einem Online-Magazin der Helios-Kliniken Deutschland (https://www.helios-gesundheit.de/magazin/corona/news/13-corona-impf-mythen-im-faktencheck/).

Im Interview mit Frau Jordan schilderte sie uns die Lage im Seniorenzentrum Holle nach den beiden Impfungen: ,,Nach der ersten Impfung ging es allen wunderbar. Nach der zweiten haben sich allerdings 80% des geimpften Personals krankgemeldet, wohingegen es den Bewohnern, die auch zur Risikogruppe gehören, ganzheitlich gut ging. Ich persönlich hatte zwei Wochen lang Erkältungssymptome.“ 

Wenn es solche unschönen Auswirkungen haben kann, dann sollte man sich wohl besser nicht impfen lassen, oder?

,,Wir tragen alle Verantwortung für unser Umfeld, genau so wie ich Verantwortung für die Bewohner unserer Einrichtung trage. Ich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, so viele Menschen aus der Risikogruppe zu gefährden, indem ich Covid-19 in die Einrichtung hineintrage. Es ist genau diese Verantwortung, die mich und viele andere dazu veranlasst hat, uns trotz der möglichen Nebenwirkungen impfen zu lassen. Manchmal muss man eben ein wenig einstecken, um insgesamt eine Besserung zu erreichen. Des Weiteren denke ich, dass die Lage sich erst entspannen kann, wenn die Impfquote so hoch ist, dass man von der Herdenimmunität sprechen kann. “

Mit der Eröffnung der Schulen in Szenario B kehrt ab dem 15.03.21 wieder ein Stückchen Normalität in unser aller Leben zurück. Die Angst vor einer erneuten Verschlechterung der Lage sitzt uns allerdings trotzdem stets im Nacken. Der Impfstoff bietet die Möglichkeit, auch diese Angst in Zukunft ablegen zu können und vielleicht bald die Schule wieder so zu erleben, wie wir sie vor einem Jahr erstmals mit dem ersten Lockdown verließen.

Text: Aurora O., Bild: Pixabay