Der Veganuary
Am 1. Januar beginnt nicht nur ein neues Jahr, sondern für einige Menschen auch der „Veganuary“. Der Begriff „Veganuary“ ist eine Wortmischung aus „Vegan“ und „January“. Genauer gesagt ist diese Bezeichnung der Name einer Kampagne, die sich seit 2014 für eine vegane Lebensweise stark macht. Im besonderen Fokus der Organisation liegt der Januar. In diesen Monat starten viele Menschen mit guten Vorsätzen und neuem Tatendrang. Einer davon kann zum Beispiel die eigene Ernährung betreffen. Das Ziel der Kampagne ist es, diese positive Stimmung der Menschen zu nutzen und sie für die vegane Lebensweise zu begeistern. Ein Vorhaben, welches in den vergangenen Jahren ziemlich großen Erfolg einbrachte: Im Jahr 2023 haben sich Menschen aus nahezu allen Ländern der Welt online angemeldet und das Ziel verfolgt, den Januar ohne tierische Produkte zu verbringen. Lediglich aus Nordkorea und Vatikanstadt kamen keine Anmeldungen. Nach der Online-Registrierung erhält jede*r Teilnehmende von der Kampagne digital und kostenfrei ein veganes Kochbuch, Informationen zur pflanzlichen Ernährung und weitere Tipps zur Lebensweise ohne tierische Produkte. Doch nicht nur einzelne Personen werden von der Organisation zu einem veganen Monat motiviert, auch Supermärkte und Restaurants senken häufig die Preise von veganen Lebensmitteln und nicht selten gibt es sogar „Limited Editions“ innerhalb des Aktionsmonats. Im Veganuary 2023 kamen laut der Kampagne selbst mehr als 1.610 neue vegane Produkte oder Menüs auf den Markt. Mit diesen Aktionen wird ein Lebensstil umworben, der großartige Auswirkungen auf Tierwohl und Umwelt so wie auch potentiell auf die eigene Gesundheit, ja die gesamte Menschheit hat.
Laut den Angaben der Tier- und Umweltorganisation Peta stammen 89% der verzehrten tierischen Produkte in Deutschland aus Massentierhaltung. Diese industrielle Art der Tierhaltung beeinflusst verschiedene Bereiche auf negative Weise. Da wäre zum einem die Umwelt, welche auf vielfältige Art unter der extremen Form von Tierhaltung leidet; denn Schlachttiere brauchen innerhalb ihres kurzen Lebens eine Menge Platz, Futter und Wasser. In einem Greenpeace-Report von 2019 wird berichtet, dass 87 % des in die EU importierten Sojas zu Futter von Schlachttieren verarbeitet werden. In den Regenwaldregionen werden also Pflanzen angebaut, die zum allergrößten Teil zu Futter von Masttieren in Europa verarbeitet werden. Das liegt nicht etwa daran, dass Menschen mehr tierische als pflanzliche Produkte konsumieren, sondern an der riesigen Menge Soja, die während der Aufzucht von Schlachttieren benötigt wird. Laut der Umweltorganisation WWF werden für ein Kilo Fleisch im Schnitt 650 Gramm Soja gebraucht. Mehr Menschen könnte man laut der Organisation allerdings sättigen, würde das Soja direkt zur Nahrung von Menschen verarbeitet werden. Folglich ist eine vegane Ernährung sogar pflanzensparend und trägt entgegen vieler Erwartungen zum Schutz der Regenwälder sowie zur Bekämpfung des Welthungers bei, da das gelegentlich verzehrte Soja direkt gegessen wird. Auch beim Einsparen von CO2 liegt der Veganismus als Ernährungsform weit vorne. 14,5 % aller Treibhausgase entstehen so cerascreen durch Viehhaltung. Das ist laut des digitalen Gesundheitportals etwa so viel, wie bei allen Autos, Flugzeugen, Schiffen und Lastwagen zusammen. Konkrete Zahlen des “Harvard University Animal Law and Policy Program“ beschreiben die Auswirkungen des Veganuarys zwischen 2014 und 2021 genauer. Laut der skizzierten Datenerhebung wurden um die 3,4 Millionen Tiere weniger verzehrt, gespart wurden ca. 103.840 Tonnen CO2-Äquivalent und 405 Tonnen PO43-Äquivalent in Gewässern sowie etwa 6,2 Millionen Liter Wasser. Jeder Schritt in Richtung einer veganen Ernährung ist somit wertvoll und mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt verbunden.
Es gibt zu dem gute gesundheitliche Gründe, um seine Ernährung ohne tierische Produkte zu gestalten. Da wäre zum Beispiel das Cholesterin, ein Blutfett, welches hauptsächlich in tierischen Produkten zu finden ist. Zu hohe Werte im Blut führen zu einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie zum Beispiel Infarkten. Der Ökotrophologe und Leiter des Forschungsinstituts für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) Dr. Markus Keller berichtet im Januar 2023 in einem Interview des Magazins „Vegan World“ von den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich der Gesundheit von Veganern und Vegetariern. Laut ihm ergaben Studien, an denen er selbst beteiligt war, dass eine vegane oder vegetarische Ernährung das Risiko für ischämische (durch Durchblutungsstörungen ausgelöste) Herzerkrankungen um 25% senkt. Auch ein 50% geringeres Risiko für Diabetes Typ 2 konnte nach Aussage von Dr. Markus Keller bei Veganern und Vegetariern festgestellt werden. Das läge laut ihm an dem Hämeisen, welches in Wurst und Fleisch enthalten ist. Dieses schade im Übermaß nicht nur Zellen, sondern auch der Bauchspeicheldrüse, welche das Insulin produziert und den Blutzuckerspiegel auf einen gesunden Wert herabsenkt. Trotz dieser gravierenden Vorteile, welche eine ausgewogene pflanzliche Ernährung potentiell mit sich bringt, gibt es ein Vitamin, auf das VeganerInnen besonders achten müssen. Das berühmt-berüchtigte B12 ist dafür verantwortlich Nervenzellen zu schützen, eingetretene Schäden können nicht repariert werden. Allerdings befindet sich das Vitamin tatsächlich nur in tierischen Produkten und nicht in Pflanzen. Es ist also unverzichtbar, bei einer veganen Ernährung Vitamin B12 in Form von Tabletten oder anderen Supplementen zu sich zu nehmen. Ist es also doch die eigentliche Bestimmung des Menschen, Tiere zu essen? Glücklicherweise nicht. Um dies nachvollziehen zu können, muss man sich anschauen, wie Vitamin B12 eigentlich entsteht. Bei „focus“ wurde dieses Thema im Jahr 2021 in dem Artikel „Sau nimmt B12-Pille, damit Sie es nicht müssen“ aufgegriffen und prägnant und für alle Nicht-Wissenschaftler leicht verständlich erklärt. Vitamin B12 wird von Bakterien produziert, die häufig Wildkräuter besiedeln. Fressen Tiere ebendiese bestimmten Kräuter, werden sie mit Vitamin B12 versorgt. Bei Kühen und anderen Wiederkäuern reichen auch Pflanzen, welche cobalthaltig sind. Das Vitamin können die Tiere dann selbstständig im eigenen Darm produzieren. Problematisch ist allerdings, dass Masttiere gar nicht dazu kommen, diese bestimmten Kräuter und Pflanzen zu fressen. Wie oben genannt, stammen 89% der tierischen Produkte aus Massentierhaltung, bei der üblicher Weise Soja verfüttert wird. Um einem B12-Mangel bei den Tieren vorzubeugen, bekommen diese also ein Vitaminpräparat. Diese „unnatürliche“ Vitamintablette wird dann von uns beim Verzehr von tierischen Produkten konsumiert. Warum ersparen wir uns diesen leidvollen Umweg über das Tier nicht?
Der Veganuary bietet die perfekte Möglichkeit, verschiedene vegane Produkte auszuprobieren und sich an diesen Lifestyle heranzutasten. Dabei geht es darum, mit positiver Energie gemeinsam Schritt für Schritt eine nachhaltigere und leidfreiere Welt zu kreieren. Natürlich ist es auch keine gute Option, nun alle bereits gekauften tierischen Produkte im Müll zu entsorgen, denn damit wäre niemandem geholfen. Vielmehr sollten diese wertschätzend verbraucht werden – und dann zukünftig vielleicht durch pflanzliche Alternativen ersetzt werden. Sich frei entscheiden zu können, was man essen möchte, ist ein Privileg, das vor allen Dingen den Menschen in der westlichen Welt zuteil wird. Die Verantwortung sein Leben so zu gestalten, dass möglichst wenig Leid bei anderen Menschen, Tieren oder Umwelt entsteht, liegt bei jedem einzelnen. „Choice is a privilege“.