Beim Lesen muss es „kribbeln“

Im Gespräch mit einem Redakteur der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung

Jeder stand bestimmt einmal vor der Aufgabe, einen Artikel für die Schule verfassen zu müssen, und dann stellt man sich die Frage: Wie fange ich an? In unserem Seminarfach ,,Crossmedialer Journalismus“ kommt momentan öfter diese Frage auf, denn nun gehört das Verfassen von Beiträgen für unseren Schülerblog zu unserem Schulalltag. Kürzlich hatten wir die Möglichkeit, einen Redakteur der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung mit Fragen zum Beruf des Journalisten, der Zukunft der Zeitung und der Rolle des Journalismus insgesamt zu löchern. Am 02.10.2020 stand uns Christian Harborth für 90 Minuten Rede und Antwort. Die professionellen Ratschläge zum Schreiben kamen ziemlich passend.

Zunächst kam die Frage auf, wie man einen gelungenen Artikel verfasst, der die Leser gezielt anspricht. Um einen Beitrag interessant zu gestalten, solle man besonders auf die Zielgruppe achten. Man müsse eine einfache und klare Sprache verwenden, durch die alle notwendigen Fragen beantwortet und keine weiteren offengelassen werden. Das Wichtigste solle dabei an den Anfang gestellt werden, damit es, wie Christian Harborth sagte, „bei dem Leser kribbelt“ und er dazu verleitet wird, den Artikel zu lesen. Die Kunst des Schreibens von Artikeln läge darin, die Leser nicht durch einseitige Berichte zu manipulieren. Um dem vorzubeugen, setzen sich 30 Redakteure zusammen, welche sich untereinander austauschen und verbessern können. Mit anhaltender Geduld und differenzierten Meinungsbildern setzen sie sich kritisch mit multiplen Sachverhalten auseinander. Durch diese präzise Zusammenarbeit entsteht ein anschauliches Endergebnis.

Darüber hinaus interessierte uns, wie denn ein typischer Arbeitsalltag eines Journalisten aussehe. Für Christian Harborth sei es nicht ganz ungewöhnlich, über seine Kernarbeitszeit von etwa 10:00 bis 18:30 Uhr hinaus zu arbeiten. Andererseits gäbe es auch Tage, an denen er mittags schon mit seinen Aufgaben fertig sei. Dadurch entstünden flexible und abwechslungsreiche Arbeitstage.

Auf die Frage, wie die Zukunft für die Hildesheimer Allgemeine Zeitung aussähe, erhielten wir von Herrn Harborth die Antwort, dass diese gefährdet sei. Grund dafür sei zum einen, dass die Nachrichtenübermittlung immer mehr auf das Internet verlagert wird. Zum anderen sinke das Interesse der Jugend, also der HAZ-Leser der Zukunft, an Printmedien (Zeitungen). Dies führt bei den Zeitungsverlagen zwangsläufig dazu, dass durch den geringen Verkauf von Zeitungen die Einnahmen abnehmen, während Internetauftritte immer wichtiger werden.

Bevor man schreibt, sollte man viel lesen. Daher haben wir zwei Wochen lang intensiv gelesen. Rückblickend stellten wir fest, dass unsere persönlichen Leseerfahrungen durch Christian Harborths Erklärungen nachvollziehbarer geworden sind. Viele sind der Meinung, dass ein komplexer Satzbau ein Indikator für einen gelungenen Text sei. Dabei wissen wir jetzt, dass das Verwenden von einfacher und klarer Sprache sowie die Nennung des Wichtigsten an erster Stelle im Zeitungsbericht viel mehr Wirkung erzielen. 

Zukünftig werden wir bei unserem Schreiben für den Schülerblog, die von Christian Harborth genannten Ratschläge im Hinterkopf behalten, denn es ist wichtig, sich informiert und unbeeinflusst der Arbeit zu widmen.

Christian Harborth

  • Redakteur der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung
  • 1968 geboren in Holzminden (52 Jahre jung)
  • Vater zweier Kinder
  • ehemaliger Schüler des Goethe-Gymnasiums
  • Studium der Rechtswissenschaften (nicht beendet)
  • absolviertes Studium in Germanistik und Geschichte
  • angefangen als freier Angestellter in Hannover
  • seit 16 Jahren Journalist der HAZ
  • leidenschaftlicher Motorradfahrer

Text: K.ji, S.lj, Bild: Est