Wenn aus Humorlosigkeit Mord wird

Stell dir vor, du machst einen Witz und keiner lacht. Vielmehr erntest du sogar noch böse Blicke dafür. Eventuell liegt es daran, dass dein Witz schlecht war oder er wurde einfach nicht vom Publikum verstanden. 

So musste auch die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ erfahren, was es heißt, ein humorloses Publikum zu haben. Als diese nämlich mit den sogenannten „Mohammed-Karikaturen“ Kritik an der islamistischen Terroreinheit übte, reagierte diese daraufhin mit einem Anschlag. Irgendwie ironisch… Damit wurden sie ihrem Image auf jeden Fall gerecht. Man kann also festhalten, dass 12 Menschen umgebracht wurden, weil Terroristen den Witz in einem Comic nicht verstehen wollten. Das klingt hart, aber ist dieses Problem wirklich so einfach zu betrachten? 

Satire hat schon immer für herben Gegenwind gesorgt. Das liegt in ihrer Natur, da sie darauf aus ist, ihren Gegner dort zu treffen, wo es wehtut. Das wird erreicht, indem sich mit Stilmitteln wie Sarkasmus, Ironie oder Übertreibung über Missstände lustig gemacht wird. Selbst sensible Themen, wie in diesem Fall Religion, bleiben davon nicht verschont. Da besteht nun die Möglichkeit, in einen Diskurs zu treten. Man kann sich jedoch ebenfalls auf die Sitten der Urmenschen besinnen und mit Gewalt antworten, wie es in diesem Beispiel geschehen ist. Diese Vorgehensweise hat sich bereits vor tausenden von Jahren beim Streit um das letzte Stück Fleisch an der Feuerstelle bewährt. Leider leben wir allerdings nicht mehr in der Steinzeit, sondern in einer gefestigten Gesellschaft, die auf Demokratie aufbaut, die wiederum auf Meinungsfreiheit basiert. Nun gefährden solche Anschläge genau diese Meinungsfreiheit. Damit stellt die Tat auch einen Angriff auf unsere Demokratie dar. 

Weil dies nicht ohne Weiteres hingenommen werden darf, sprachen sich auch viele Politiker, wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, deutlich gegen den Anschlag aus und dann gibt es noch den Papst…  Franziskus… Dieser kritisierte dieses gewaltsame Vorgehen zwar ebenfalls stark, zeigte jedoch auch Verständnis. Für ihn sei das eine Beleidigung an dem Glauben anderer, was eine Grenze überschreite. So vergleicht er diese satirischen Beiträge mit einer Beleidigung seiner Mutter. Darauf würde er nämlich laut eigener Aussage ebenfalls mit Gewalt reagieren. Dies zeigt, wie ernst er es mit den 10 Geboten eigentlich nimmt. Vor allem wenn es darum geht, seine Eltern zu ehren. Da antwortet auch er lieber mit Faustschlägen als mit Bibelversen. Aber hat der Papst vielleicht Recht und Religion stellt eine Grenze dar? Ging die Satirezeitschrift mit den „Mohammed-Karikaturen“ zu weit? 

Die Frage, was Satire darf, existiert bereits so lange wie die Kunstform selbst. Der berühmte Satiriker Kurt Tucholsky machte es sich zu seinen Lebzeiten einfach und beantwortete die Frage mit „Alles“. Ganz so simpel ist es dann leider doch nicht. Es gibt nämlich sehr wohl Grenzen und die finden sich in unserem Grundgesetz. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Da kommt nicht einmal die Satire drumherum. Stumpfe Beleidigung ist keine Satire. Der Satiriker hat immer ein Ziel vor Augen, nämlich eine Besserung des momentanen Zustands. Sie dient einem allgemeinen Zweck im Gegensatz zu einer Beleidigung. So sollten auch die Karikaturen nur Probleme aufzeigen, die ja offensichtlich bestehen. 

Gerade, weil Satire gekonnt genutzt werden muss, ist es auch wichtig, diese zu hinterfragen. Dennoch sind gewaltsame Reaktionen nicht zu tolerieren. Schlussendlich kann ich das nur mit den Worten meiner Kindergärtnerin kommentieren, wenn sich wieder zwei Kinder geprügelt haben, weil einer den anderen geschubst hat: „Man kann alles mit Worten lösen“. Alles andere entspricht nicht unserem demokratischen Verständnis.  

Beitragsbild: kalhh (pixabay)