Weihnachten in Lissabon

Die Weihnachtszeit ist wohl unumstritten die schönste Zeit im Jahr. In Deutschland ist sie geprägt von Weihnachtsmärkten, herrlich duftenden selbstgebackenen Plätzchen und eisiger Kälte.
Dieses Jahr habe ich den Dezember in Lissabon verbracht und musste mich vor allem an die portugiesische Definition von Weihnachtsstimmung eine Zeit lang gewöhnen.

Das Wetter

Während an vielen deutschen Orten der Schnee immer wieder ein Begleiter in der Weihnachtszeit ist, ist es in Lissabon der Regen. Wenn ich eines über den portugiesischen Dezember gelernt habe, dann definitv, dass Weihnachtszeit hier gleichzeitig auch Regenzeit bedeutet. Teils sind die Regenfälle sogar so stark ausgeartet, dass es noch vor Heiligabend mehrmals Überschwemmungen in der Stadt gab. Statt Schlittschuhlaufen und Rodeln gehen, hieß es hier also Gummistiefel anziehen und Keller auspumpen.

Außerdem wäre da noch die Sache mit der Temperatur. Die typischen weihnachtlichen Heißgetränke Glühwein, Punsch und Kakao werden hierzulande definitv nicht zu dem Zweck verkauft, sich die kalten Finger daran aufzuwärmen. Im Gegenteil, bei Temperaturen zwischen 12 und 18 Grad Celsius bekommt man von diesen Getränken eher noch Hitzewallungen.

Schneemänner werden hier provisorisch aus Styroporkugeln zusammengesetzt. Leider können sie aber niemanden über ihr kleines Schaumstoff-Geheimnis hinwegtäuschen…

Die Pflanzen

Eine weitere Folge der milden Temperaturen ist, dass die meisten Bäume noch ihr strahlend grünes Sommerlaub tragen. Immer wieder läuft man Gruppen von Palmen über den Weg und einer der Weihnachtsmärkte ist um eine leuchtend grüne Wiese herum aufgebaut.

Hierzu eine kleine persönliche Geschichte: Um meine den Umständen entsprechend geringe Weihnachtsstimmung ein wenig anzuheizen, schlenderte ich eines Abends über besagten Markt neben der strahlend grünen Wiese (s. Foto). Doch kaum hatten mich der herrliche Duft von den Essensständen, die glitzernden Lichter und die fröhlich durch Lautsprecher trällernden Weihnachtslieder in einen weihnachtlichen Tagtraum gelullt, verflogen die mühsam aufgebauten Weihnachtsgefühle auch schon wieder, als ich am Ausgang des Marktes plötzlich einer wuchtigen Palme gegenüberstand.

Weihnachtsmärkte

Apropos Weihnachtsmarkt: Man würde meinen, dass es bei den warmen Temperaturen, den Monsoon-artigen Regenfällen und den Palmen ein Ende hat mit der tropischen Stimmung zur Weihnachtszeit. Doch das denkt nur, wer noch keinen portugiesischen Weihnachtsmarkt besucht hat.
Vertraut mir, wenn ich sage, dass es in Lissabon keinen einzigen Weihnachtsmarkt ohne einen Stand für austrinkbare Ananas gibt. Sie sind hier in etwa so populär wie Bratwurst- und Schmalzkuchenstände in Deutschland – von denen fehlt hier jedoch leider jede Spur.

Hinzu kommen die zahlreichen Maronistände. Abgesehen von der Tatsache, dass die heißen Esskastanien eher weniger zum warmen Wetter passen, verursachen die Röstöfen einen derartigen Qualm, dass man meinen könnte es sei ein Großbrand ausgebrochen. Autofahrer müssen in ihrer Nähe schon beinahe die Nebelscheinwerfer einschalten, um keinen Unfall zu bauen.

Fazit

Insgesamt ist es also eine sehr besondere Erfahrung, Weihnachten in einem fremden Land wie Portugal zu verbringen. Ich würde jedoch lügen, wenn ich sagen würde, dass es eine schlechte Erfahrung ist. Es ist unheimlich interessant zu erfahren, wie Menschen im Ausland jedes Jahr ihre Weihnachtszeit verbringen, wo sie sich mit Freunden treffen und was für sie zu dieser Zeit einfach dazugehört.

Deshalb habe ich auf jeden Fall den Eindruck, dass ich dieses Jahr alleine im Ausland sehr viel über Weihnachten gelernt habe. Ich blicke aus einer neuen Perspektive auf diese Festtage und bin offen dafür, meine eigenen Weihnachtsbräuche zu überdenken und neu zu erfinden.
Vor allem aber habe ich erkannt, dass in dieser Zeit und insbesondere an Heiligabend nur Eines zählt: Menschen um sich zu haben, die man gern hat, bei denen man sich sicher fühlt, mit denen man lachen kann und die letztlich wie eine kleine Familie für einen sind.

In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr alle fröhliche Weihnachtstage hattet und nun erholt und gut genährt ins neue Jahr starten könnt. Schreibt gerne in die Kommentare, in welchem Land ihr unbedingt einmal Weihnachten verbringen möchtet. 😉

Guten Rutsch und bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße auch vom Weihnachtsmann!

Beitragsbild: unsplash – Text: Mathilda A. – Bilder: Mathilda A.