Stadtbibliothek Hildesheim – Interview mit Frau Gabbatsch

Die Stadtbibliothek Hildesheim ist eine öffentliche Bildungseinrichtung der Stadt Hildesheim an der Judenstraße 1, welche dienstags bis freitags von 10:30 Uhr bis 18:00 Uhr und samstags von 10:00 bis 13:00 Uhr geöffnet ist. Geleitet wird sie zurzeit von Barbara Lippertz und stellvertretend von Andrea Gabbatsch. (Mail: b.lippertz@stadt-hildesheim.de , a.gabbatsch@stadt-hildesheim.de)

Ich habe ein Interview mit Frau Gabbatsch geführt, in dem sie mir über ihre Arbeit in der Bibliothek, den Julius-Club und die Bedeutung des Lesens erzählt.

Frau Gabbatsch, würden Sie sich gerne vorstellen?

Natürlich. Mein Beruf ist Bibliothekarin, ich leite die Kinder- und Jugendbibliothek der Stadtbibliothek Hildesheim. Mein Kontakt zur Bibliothek des Scharnhostgymnasiums ist der, dass wir einen Kooperationsvertrag mit dem Scharnhostgymnasium seit drei Jahren haben, und in den Jahren wurden zwei Personen benannt, die mit uns zusammenarbeiten: Frau Solbrig und Frau Kleuker.

Wie würden sie Ihren Arbeitstag beschreiben? Wie gestaltet er sich?

In Bezug auf einen normalen Arbeitstag ist ein großer Teil meiner Arbeit pädagogischer Natur. Ich mache ganz viele Führungen und bereite viele Projekte für Kinder und Jugendliche vor, welches hauptsächlich inhaltliche Arbeit ist. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist der Kauf von Medien, diese dann zu systematisieren und zu bearbeiten, und der Auskunftsdienst, wo sämtliche Fragen, die in der Stadtbibliothek aufkommen, versucht werden zu beantworten. Dazu bin ich auch stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek Hildesheim, sodass ich im Moment auch Führungsaufgaben wahrzunehmen habe.

Man kann in der Stadtbibliothek ja auch ein Praktikum machen. Welchen Arbeitszeitraum gilt für Praktikant*innen?

Für Praktikant*innen bin ich nicht zuständig, dies machen andere Kolleginnen. Praktikant*innen haben wir wenig. Schülerpraktikantinnen im Grunde nur solche, die wirklich auch die Absicht haben, sich beruflich in diese Richtung zu entwickeln. Ab und an gibt es Studierende oder auch Auszubildende aus anderen Bibliotheken. Ich versuche, zu allen Hildesheimer Schulen Kontakt zu halten, aber zu denen, mit denen wir einen Kooperationsvertrag haben; ist der Kontakt besonders intensiv.

Wieso haben Sie sich für den Beruf als Bibliothekarin entschieden?

Ich habe gerne gelesen und bereits damals immer schon gerne mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet. Für mich wäre zum Beispiel eine wissenschaftliche Bibliothek, wie die Unibibliothek, nicht mein Traumarbeitsplatz. Es ist einfach die Verbindung zwischen Buch und Mensch, das ist das, was mich an dem Beruf reizt.

Was gefällt ihnen an ihrem Beruf, was nicht?

Am meisten macht mir die Begegnung mit den Kindern, den Klassen, und auch mit den Lehrkräften Spaß. Es gibt natürlich auch Konflikte mit Besuchern, welche oft geregelt werden müssen. Es gibt unterschiedliche Interessen. Ich würde sagen, dass es in Bibliotheken viel lauter geworden ist. Man kann dies natürlich begrüßen, aber es gibt auch Kundinnen und Kunden, die sagen, dass es bei uns durch die ganze digitale Anschaffung viel zu laut ist. Inzwischen haben wir diesen Roboter, Tablets, viele Jugendliche nutzen ihr Smartphone und es macht manchmal keinen Spaß, eingreifen zu müssen. Allgemein denke ich, dass dies ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Teilweise gibt es zu wenig Respekt.

Wissen Sie, wann die Stadtbibliothek gegründet wurde?

Die Stadtbibliothek bestand bereits im neunzehnten Jahrhundert, ich kann nicht ganz genau die Jahreszahl sagen, aber ich würde sagen circa 1890. Im Stadtarchiv könnte man es genauer herausbekommen. Im Grunde ist die Stadtbibliothek erst seit den 50er, 60er Jahren eine Freiheitsbibliothek; seit 1994 sind wir hier vor Ort, das Stadtarchiv ist in unseren alten Räumlichkeiten am Roemer- und Pelizaeus-Museum verblieben.

Erzählen Sie uns bitte etwas über des Julius-Club und weitere Clubs.

Unser übergeordnetes Thema ist Leseförderung. Das war der Grund, warum die Clubs auch geschaffen wurden. Im Moment ist eine unserer Hochzeiten, weil die Sommerferien unmittelbar bevorstehen, und wir bereiten unseren seit 15 Jahren bestehenden Sommer-Leseclub Julius: Jugend liest und schreibt durchführen. Unser anderer Sommer-Leseclub ist der für Grundschüler/innen, der Antolin-Sommer-Leseclub, welches ein Programm ist, bei dem über 15.000 Kinderbücher, aber auch Jugendbücher digital gelistet sind, zu welchen die Kinder immer 15 Fragen digital beantworten müssen. Einmal im Monat haben wir Vorlesenachmittage, einmal für die 3- bis 7-jährigen, und auch für die 18-Monate alten bis 3-jährigen, bei denen wir immer thematisch vorlesen, basteln, singen, etc. Ein sehr großes Event ist der sogenannte Bilderbuchsamstag rund um den Welttag des Buches, den 23. April, ein Angebot für Familien mit Kindern zwischen drei und acht Jahren.

Was ist Ihre Meinung zu ,,mangelhaftem Lesen bei Kindern und Jugendlichen“?

Ich beobachte, dass es immer schwieriger wird, Kindern die Grundtechniken des Lesens zu vermitteln. Der Erwerb von Sprache und Schrift ist die Grundlage, um überhaupt digitale Medien nutzen zu können. In den Bibliotheken und Schulen beobachten wir, dass die Lesekompetenzen leider sinken. Kinder, die von zuhause von dem Elternhaus aus gar nicht damit in Berührung kommen, haben es natürlich auch in der Schule von Anfang an schwer. Es ist heute häufig so, dass nach dem Verlassen der Grundschule noch nicht ausreichende Lesetechniken vermittelt werden konnten. Das ist nicht nur den Lehrkräften allein vorzuwerfen, sondern ist es auch gesamtgesellschaftlich bedingt.

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