Kulturen und heilige Tiere

Feste, Trachten, Traditionen. Sie unterscheiden sich in jeder Kultur und machen jede davon zu etwas Besonderem. Jedoch vermischen sich die Kulturen vieler Völker zunehmend im Zuge der Globalisierung. Umso wichtiger ist es, die Kulturen der Welt zu wahren, indem man ihr Wissen weitergibt.   

Eine besondere Rolle hierbei spielen Tiere, die in unterschiedlichen Kulturen und Religionen heilig sind. Denn die Verehrung von Tieren wird auch in der heutigen Zeit praktiziert.  
 

 Der Tierkult des alten Ägypten  

Bei den alten Ägyptern hatte jeder Gott oder jede Göttin ein eigenes Tier. Dieses diente dazu, eine Verbindung zwischen dem Menschen und der Gottheit herzustellen. Bevor ein bestimmtes Tier diese symbolische Aufgabe übernehmen konnte, wurde es einem strengen Test unterzogen. Sobald die Wahl getroffen war, wurde ein großes Fest zu Ehren des Tiers gefeiert. Diese Feste waren ähnlich pompös wie die Inthronisation eines menschlichen Herrschers. Sie wurden umsorgt, bis sie starben. Nach ihrem Tod erhielten sie ein großes, prunkvolles Grab.  

Viele verschiedene Arten galten im alten Ägypten als heilig. Am bekanntesten ist wahrscheinlich die Katze, die jedoch erst in der Spätzeit der ägyptisches Kultur als heiliges Tier aufkam. Da sie Mäuse und Ratten jagte, war sie sehr nützlich, um das Getreide der Ägypter zu schützen. In immer mehr Haushalte im alten Ägypten lebten aus diesem Grund Katzen. Mit der Zeit wurden die Tiere in Verbindung mit dem Sonnengott oder Löwen gesetzt. Das Töten einer Katze war somit verboten und um eine verstorbene Katze trauerte die ganze Familie.  

Verehrung von Tieren im Hinduismus  

Hinduismus ist vor Allem in Indien verbreitet. Hindus glauben an die Wiedergeburt als Tier, weshalb die meisten von ihnen wenig Fleisch essen, um nicht versehentlich ihre als Tier wiedergeborenen Vorfahren zu verspeisen.  

Besonders verehren Hindus die Kuh, weshalb der Verzehr von Rindfleisch in ihrem Glauben als Sünde gilt und mit einem Mord vergleichbar ist. Die Kuh steht in Verbindung zum Gott Krishna, der Kuhhirte gewesen sein soll. Zudem gilt sie als Symbol des Lebens, da sie dem Menschen viele lebenswichtige Produkte liefert. Hindus ernähren sich von verschiedenen Milchprodukten. Außerdem findet Kuhurin in vielen religiösen Ritualen Anwendung. Kuhfladen werden als Dünger, aber auch als Brennstoff genutzt. Der Ursprung des heiligen Tieres ist die Göttin Kamadhenu, die Mutter aller Kühe. Sie wird meist als Kuh mit weißem Fell, weiblicher Brust und menschlichem Gesicht dargestellt und hat die Fähigkeit, alle Wünsche zu erfüllen.  

Situation der heiligen Tiere in Indien heute  

Gläubigen ist es auch in der heutigen Zeit sehr wichtig, die Tiere, die in ihrer Kultur als heilig gelten, zu schützen. Aus diesem Grund leben bis heute viele Vegetarier im hinduistischen Indien. Das lässt sich unter anderem am Fleischkonsum der Inder erkennen. Im Jahr 2011 wird der pro Kopf Konsum mit 4,1 kg angegeben. Im Vergleich dazu verzehrte der Deutsche durchschnittlich 87,9 kg Fleisch. 

Allerdings gibt es in Indien auch viele Menschen, die illegal Rindfleisch verzehren. Extreme Tierschützer, wie Sadvhi Kamal, die die Organisation „Rashtriya Mahila Gau Raksha Dal“ gegründet hat. Ziel der Organisation ist es, den in Indien illegalen Verzehr von Rindfleisch zu unterbinden. Sie nutzen fragwürdige Mittel zur Durchsetzung ihrer Ideale. Gewaltbereite Schlägertrupps werden engagiert und überfallen beispielsweise Tiertransporter, die Kühe geladen haben, und gehen gewalttätig auf die Insassen los. Es wird der Eindruck erweckt, dass hinter den Anschläge ein hauptsächlich ein Glaubenskonflikt steht, da die meisten Anschläge gegen muslimische Inder gehen, in deren Religion der Verzehr von Rindfleisch erlaubt ist.  

Es gibt jedoch auch friedliche Tierschützer. Denn obwohl Kühe in Indien als heilig gelten, verkümmern sie oft elendig. Da sie auf den Straßen der indischen Städte leben, finden sie zu wenig Fressen, sodass sie abmagern oder an versehentlich verspeisten Plastiktüten verenden. Die meisten Hindus versuchen die grausame Situation zu ignorieren, wenn sie einen Kuhleichnam auf der Straße liegen sehen. Aufgrund ihrer ärmlichen Lebensverhältnisse können sie sich nicht um die als heilig angesehenen Tiere kümmern. Deshalb haben einige gläubige Hindus Gnadenhöfe für die Kühe errichtet oder sind Mitglied der Jain- Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kühe vor dem Schlachthof zu bewahren.  

Eine andere sehr kuriose Form der Tierheiligung ist der „Karni-Mata-Tempel“ in Neu-Delhi, der auf den ersten Blick einen prachtvoll verzierten Eindruck macht, allerdings leben dort ungefähr 20.000 Ratten. Man glaubt, dass die Ratten Karni Mata verkörpern, da sie als Ratte wiedergeboren worden sein soll. Karni Mata gilt als Erscheinungsform von Durga, der hinduistischen Kraftgöttin. Die Besucher müssen den Tempel barfuß betreten und füttern die Ratten mit verschiedenen Lebensmitteln. Einen besonders abschreckenden Eindruck macht es, dass einige Pilger das Wasser der Ratten trinken oder ihre Nahrungsreste essen, da sie glauben, dass dies Glück bringt. 

Heilige Tiere sind heute wie früher ein wichtiger Bestandteil vieler Religionen und Kulturen. Um die Vielfalt des Glaubens und die Vielfalt der Menschen zu wahren, ist es sinnvoll, sich mit den unterschiedlichsten Kulturen auseinanderzusetzten und das Besondere einer jeden Kultur wertzuschätzen.