Haben deutsche Schulen eine digitale Zukunft?
Wie steht es um die Digitalisierung an den Schulen in Deutschland?
Die Digitalisierung der Schulen ist schon seit Jahren ein Thema, jedoch gewinnt dieses gerade zu Zeiten von Corona an Bedeutung. Laut einer WDR-Umfrage in Nordrhein Westfalen von September 2020 müssen dort ungefähr 10 Schüler einen Desktop-PC zusammen nutzen, ca. 13 Schüler teilen sich ein Tablet im Unterricht. Bei den Laptops sieht es noch gravierender aus, da sich ungefähr 30 Schüler einen von ihnen im Unterricht teilen müssen. Dies zeigt deutlich, dass es unseren Schulen an technischer Ausstattung fehlt. Beispielsweise wurde bis September 2020 noch kein einziger Laptop mit dem Geld des Digitalpaktes in Deutschland gekauft. Hier und da kann man jedoch auch Fortschritte in der Digitalisierung erkennen, wie zum Beispiel in Niedersachsen. Dort gibt es noch andere Ansätze, wie zum Beispiel die Bereitstellung von digitalen Unterrichtsmaterialien. Ein weiteres Projekt stellen die „Medienscouts“ dar, welche ihre Mitschüler beim Thema Cybermobbing beraten und unterstützen.
Wie verhalten sich andere Länder?
Ein gutes Vorbild in Sachen Digitalisierung ist Dänemark. Dort wurde die Digitalisierung schon viel früher gestartet, obwohl insgesamt deutlich weniger Geld zur Verfügung stand als in Deutschland. Dort gehören Smartboards und Beamer zur Grundausstattung eines jeden Raumes. Davon kann Deutschland bis jetzt größtenteils nur träumen.
Wo liegt jetzt aber das Problem?
Es gibt viele Faktoren, welche die Digitalisierung erschweren. Anscheinend liegt es jedoch nicht an den finanziellen Mitteln. Denn es wurden bis September 2020 in ganz Deutschland nur 15,7 Millionen Euro aus dem Digitalpakt beantragt. Zudem wurden 242 Millionen Euro für ähnliche Projekte genehmigt, was laut meinem Verständnis nicht viel Sinn ergibt, da die Erkenntnis, dass dieses Geld nicht wirklich genutzt wird, nicht von der Hand zu weisen ist. Auch die Corona Pandemie ist nicht ganz unschuldig am schleppenden Voranschreiten der Digitalisierung, denn aufgrund der dringenden Sofortmaßnahmen treten Digitalisierungsprozesse in den Hintergrund, obwohl gerade jetzt die Dringlichkeit dieser nicht deutlicher sein könnte.
Ein weiteres Hindernis sind die sehr komplizierten Anträge, denn ohne gut begründete und belegte Notwendigkeit wird dieser nicht genehmigt. Die Schulen müssen zuerst ein „Medienbildungkonzept“ bei ihrem Schulträger vorlegen, bevor das Geld aus dem Digitalpakt fließen kann. Um dieses Konzept zu erstellen braucht man Lehrer, die sich mit den technischen Aspekten auskennen, und viel Zeit. Neben der Ausstattung fehlt es oftmals bei den Lehrern und Lehrerinnen, aber auch Schülerinnen und Schülern an technischem „Know-how“. Auch pädagogische Konzepte, um die digitale Ausstattung sinnvoll zu nutzen, sind zum Großteil noch nicht vollständig aufgestellt.
Und wie sieht es mit unserer Schule aus?
Ab dem Schuljahr 2022/23 sollen aufsteigend Tablets eingeführt werden, beginnend mit den Jahrgängen 7 und 8. Derzeit ist bei uns ein Medienbildungkonzept in Arbeit, welches die Nutzung der Tablets festlegt und auch die Fortbildungen für die Lehrer regelt. Des Weiteren wurden auch schon Gelder zur Finanzierung der technischen Ausstattung der Räume, mit zum Beispiel Beamern, beantragt.
Es gibt derzeit aber auch zwei zentrale Problemstellen: Zum einen muss die Infrastruktur ausgebaut werden. Das heißt, es muss ein verlässliches WLAN-Netz geschaffen werden. Zum anderen können im Moment aufgrund der Pandemie fast keine Fortbildungen für Lehrer stattfinden.
Die gute Nachricht ist, dass am Ausbau der Infrastruktur bereits auf Hochtouren gearbeitet wird.
Helfen digitale Medien in der Schule überhaupt?
Auch dies ist eine sehr umstrittene Frage. Zum einen fehlen oft die nötigen Konzepte zum sinnvollen Einsatz von digitalen Medien. Zum anderen ist auch nachgewiesen, dass Schüler bzw. auch Studenten insgesamt besser lernen können, wenn sie Mitschriften mit Stift und Papier anfertigen. Im Gegensatz dazu können digitale Endgeräte den Unterricht aber auch vereinfachen , wie zum Beispiel durch den Austausch von Lernmaterialien zwischen allen Beteiligten. Oftmals sind komplizierte Themen durch Videos besser zu veranschaulichen, als durch ein Tafelbild.
Fazit
Insgesamt ist der Prozess sehr zäh und schreitet eher kaugummiartig voran und will nicht so richtig gut ablaufen. Die reale Umsetzung ist an vielen Schulen noch gar nicht absehbar und die Wirksamkeit der Medien ist dabei auch vom jeweiligen Schüler bzw. Lehrer abhängig. Die Digitalisierung der Schulen wird auch in der Zukunft noch ein heiß diskutiertes Thema sein und die endgültige Umsetzung ist etwas, worauf wir weiterhin warten müssen.
Quellen:
- Tagesschau- An Geld fehlt es nicht (21.9.2020) (letzter Zugriff 23.12.2020)
- YouTube/ Terra X -Schule der Zukunft – Leschs Kosmos (letzter Zugriff 23.12.2020)
- Bild 1&2: Pixabay (Gerd Altmann)
- Digitale Schule: In Dänemark ist der Kreidezeit längst vorbei. (letzter Zugriff 29.12.2020)