FSJ? Why not? – das Freiwillige Soziale Jahr als Perspektive

Eine Möglichkeit, um nach der Schulzeit Erfahrungen für den weiteren Lebensweg zu sammeln, bietet das Freiwillige Soziale Jahr, genannt FSJ. Nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht und bis zu einem Alter von 27 Jahren, können sich junge Erwachsene in einer Einsatzstelle ihrer Wahl freiwillig engagieren.

Beispiele für mögliche Einsatzstellen sind soziale oder kulturelle Einrichtungen. Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, sich für 12 Monate freiwillig zu engagieren? Was genau bewegte zwei junge Menschen zu ihrem ganz persönlichen FSJ-Abenteuer und wie gestaltet sich ihr Alltag innerhalb dieser spannenden Zeit?

Ich habe bei zwei FSJlerinnen nachgefragt, die zurzeit in zwei verschiedenen Einsatzstellen tätig sind.

Vielleicht möchtest du dich und deine FSJ-Einsatzstelle einmal kurz vorstellen.

Marie-Claire: Ich bin Marie-Claire, 19 Jahre alt und komme aus der Wedemark. Ich habe im Sommer 2022 mein Abitur gemacht und absolviere zurzeit mein Freiwilliges Soziales Jahr im Bischöflichen Generalvikariat im Bistum Hildesheim. Dort arbeite ich mit in der Abteilung Jugendpastoral, wo wir uns um verschiedenste Projekte für Jugendliche, Ministrantinnen und Ministranten kümmern.

Mika: Hi, ich bin Mika. 🙂 Ich bin 16 Jahre alt und mache aktuell ein FSJ im Kulturcafé Kreuz.Bar in der Friesenstraße. Die Kreuz.Bar ist ein Café für Schüler:innen und eine Bühne für Musiker:innen. Sie ist vormittags ein Café und abends eine Bar.

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein FSJ zu absolvieren?

Marie-Claire: In meinem letzten Schuljahr wusste ich bereits, dass ich nicht direkt ins Studium starten möchte, sondern stattdesssen ein Jahr arbeiten, neue Erfahrungen sammeln und mich selbst weiterentwickeln möchte. Dafür bot sich das FSJ idealerweise an.

Mika: Ich war bis Sommer 22 auf dem Scharnhorstgymnasium, musste die Klasse aber wegen einer 6 in Musik wiederholen. Darauf hatte ich nicht so Lust, deshalb habe ich mich nach einer Alternative umgeschaut und bin auf die Kreuz.Bar gestoßen!

Wie bist du auf deine FSJ-Einsatzstelle gestoßen und wie lief das Bewerbungsverfahren ab, wenn es eines gab?

Marie-Claire: Da ich in meiner Heimatgemeinde ehrenamtlich sehr aktiv bin, wusste ich bereits viel über die Jugendpastoral. Mich hat es sehr interessiert, wie die Kirche und Jugendarbeit auf Bistumsebene funktioniert und ich hatte Lust neue Projekte kennenzulernen und zu gestalten. Als ich mich entschlossen hatte, habe ich an einen der Jugendreferenten eine E-Mail mit meiner Bewerbung geschrieben und wurde zu einem Kennenlerngespräch und einer Hospitation eingeladen. Da sich sowohl die Kolleginnen und Kollegen, als auch ich mir, die Zusammenarbeit gut vorstellen konnte, habe ich meine Bewerbungsunterlagen an die Junge Caritas geschickt, die dann die vertragliche Organisation übernommen hat.

Mika: Ich habe die Kreuz.Bar über Insta kennengelernt, weil eine neue FSJ Stelle gesucht wurde. Dann bin ich 2 Tage später zum Bewerbungsgespräch in die Kreuz.Bar gekommen. Was mir als erstes auffiel, war, dass an der Wand ein Plakat mit einem Mercedesstern drauf hing, aber das sollte anscheinend ein Peace Zeichen sein.

Wie lange bist du schon dabei, wie lange geht dein FSJ noch?

Marie-Claire: Angefangen habe ich am 01. September 2022 und aufhören werde ich am 31. August 2023.

Mika: Ich bin seit Anfang September 22 dabei und bin noch bis Juli hier. Die Zeit ist sehr sehr schnell vergangen, womit ich aber kein Problem habe. Ein Jahr ist eben ein Jahr.

Wie gestaltet sich dein FSJ-Alltag? Welche Tätigkeiten übernimmst du?

Marie-Claire: Mein Alltag gestaltet sich sehr vielfältig. Häufig sitze ich im Büro und arbeite mit an verschiedensten Projekten. Zudem bekam ich in der Vergangenheit zweimal die Möglichkeit ein Projekt komplett selbstständig zu bearbeiten. Zusätzlich bekomme ich die Möglichkeit an den verschiedenen Projekten wie „SMS“ oder „Unterm Turm“ dabei zu sein und aus meinem Büro rauszukommen, um mit den Jugendlichen zusammen zu arbeiten. Zu meinen Tätigkeiten zählen zum einen die kreative Gestaltung und Umsetzung von Ideen. Zum anderen aber auch typische Bürotätigkeiten, die aber auch zu jeder guten Vorbereitung und Planung dazugehören.

Mika: Ich mache eigentlich alles. Also außer die Abrechnungen, weil ich kein Mathe kann. Aber ansonsten mache ich morgens auf und schließe mittags ab, ich mache den Cafébetrieb hinter der Theke, die Designs für Instagram und kaufe 1x pro Woche Hafermilch.

Im Internet ist von einem möglichen Taschengeld für FSJler:innen zu lesen. Bekommst du auch einen bestimmten Betrag pro Monat?

Marie-Claire: Der Betrag wird vom jeweiligen Träger festgelegt und fällt somit unterschiedlich aus. Dieser kann aber auf der jeweiligen Homepage des Trägers nachgelesen werden. Grundsätzlich ist dieser Betrag allerdings nicht mit einem regulären Gehalt vergleichbar.

Mika: Ja.

Was würdest du Personen raten, die gerade überlegen, ein FSJ zu absolvieren?

Marie-Claire: Auf jeden Fall nicht schüchtern sein, sondern einfach mal ausprobieren. Vorher gut recherchieren, welche Möglichkeiten es gibt und bei vorherigen FSJlerinnen und FSJlern nachfragen, wie die Arbeit genau aussieht bzw. welche Tipps sie mit auf den Weg geben können.

Mika: Macht es! Egal ob 6, 12 oder 18 Monate. Ein FSJ ist wirklich eine super Gelegenheit, um sich neu zu orientieren. Wenn für dich die Schule also auch keine Perspektive ist, dann ist ein FSJ (vielleicht auch in der Kreuz.Bar) deine Chance! Und wenn alle Stricke reißen, kann man ja danach immer noch in die Schule.

Hast du schon eine Idee, wie es nach deinem FSJ weitergehen soll?

Marie-Claire: Ich plane zum kommenden Wintersemester Jura zu studieren.

Mika: Jein, also ich habe viele Interessen und viele Vorstellungen. Eine Idee wäre Veranstaltungstechnik, aber ich schmiede mehrere Pläne. Letztens habe ich mit Kjell und Felix unsere erste EP veröffentlicht, vielleicht werde ich ja auch Rapper.

Ein großes Dankeschön meinerseits gilt Marie-Claire und Mika, die sich dazu bereiterklärt haben, mir von ihrem FSJ zu berichten. Möglicherweise hat euch der kleine Einblick in den Alltag der beiden ja dazu angeregt, ein Freiwilliges Soziales Jahr als persönliche Perspektive in Betracht zu ziehen.

Nähere Informationen zum Freiwilligen Sozialen Jahr findet ihr unter anderem hier:

https://www.bundes-freiwilligendienst.de/fsj-freiwilliges-soziales-jahr/