Der „Hexenkessel“ von Iambi

Neben der gemeinsamen Projektarbeit haben wir auch unsere Freizeit mit den tansanischen Schülern verbracht. Was uns allen viel Freude bereitet hat, war dabei das gemeinsame Fußballspielen. Welche Unterschiede es bei den Spielweisen gab und was der „Hexenkessel“ von Iambi ist, berichtet euch nun Lobosch. 


Von Lobosch H. 

Fußball spielte in Iambi eine tragende Rolle, einerseits als sportliche Freizeitbeschäftigung, andererseits um zusammenzukommen und gemeinsam eine gute Zeit zu haben. 

Und so trafen auch wir uns nahezu jeden Nachmittag mit den Schülern der Iambi Secondary, um je nach unserer Verfassung zwischen 60 und 120 Minuten auf dem Feld hinter der Schule gegen den Ball zu treten. Ein paar von uns spielten mit den tansanischen Schülerinnen auch Netball, was Basketball sehr ähnelt. 

Schülerinnen beim Netball                        

Allerdings mussten wir uns zuerst aber an zwei Umstände gewöhnen: Der unebene und von Löchern übersäte Platz sowie die deutlich andere Spielweise stellten uns vor große Herausforderungen. 

Es brauchte etwas Zeit, um sich an die vielen Stolperer und Schürfwunden zu gewöhnen. Auf die andere Spielweise konnte man sich schneller einstellen. Es wurde viel mit Körpereinsatz gespielt. Zudem war das Spiel durch die vielen Dribblings dynamischer, weshalb wir unser Spiel und unsere Positionierung anpassen mussten. Dadurch bekamen wir über die Zeit immer mehr Bälle und schossen schlussendlich auch mehr Tore. 

Das wichtigste Fußballereignis in Iambi sind die Kreismeisterschaften. Diese finden regelmäßig zwischen vier lokalen Regionen statt. Nach dem ersten Freizeitspiel auf dem Schulplatz lud Elisha, einer der Lehrer der Iambi Secondary School, Mattes und mich in sein Team für die Kreismeisterschaft ein. Wir waren ziemlich aufgeregt, hatten jedoch Lust den Leuten aus dem Dorf zu zeigen, dass auch wir Fußball spielen können. 

Doch frei nach dem Motto „Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit“ fanden wir uns mehrfach zur falschen Zeit auf dem Fußballplatz des Dorfes wieder. Einmal hatten wir den falschen Termin, ein anderes Mal wurde der Termin kurzfristig verschoben, da alle im Dorf lieber den Simbas Dar es Salaam zugucken wollten (Fast alle im Dorf waren Fans dieser Fußballmannschaft). 

Auf dem Weg vom Fußballfeld nach Hause     

Nach diesen kleinen Fehlstarts war es endlich soweit und wir trafen erstmals auf unser neues Team. Nachdem wir uns kurz vorgestellt und aufgewärmt hatten, wurde das Spiel angepfiffen. Doch unsere zuvor bestehende Freude auf das Spiel verflog schnell. Fast das gesamte Spiel über standen wir nur als Auswechselspieler an der Seitenlinie. Es war eine ungewohnte Situation, zumal nur knapp einen Meter hinter uns die Zuschauer viel Lärm machten. Man würde nicht übertreiben, wenn man die Situation auf und neben dem Platz als eine Art Hexenkessel bezeichnet: Auf der anderen Seite des Spielfeldes waren beispielsweise Zuschauer, die fast das gesamte Spiel über sangen und tanzten oder an der Seitenlinie auf und ab liefen, um ihre Spieler anzufeuern. Es gab sogar Fans, die auf Bäume geklettert waren, um das Spielgeschehen aus erhöhter Position zu verfolgen. Besonders ungewohnt für uns war es dann, als diese anfingen, auf den Ästen hin und her zu wippen. Nach diesen kurzen Beschreibungen dürfte klar sein, wie laut und ausgelassen es nach dem 1:0 Führungstor zuging. 

 Wir standen allerdings immer noch als Auswechselspieler an der Seitenlinie. Erst kurz vor Schluss beim gleichbleibenden Stand von 1:0 konnte leider nur einer von uns eingewechselt wurden und so durfte ich endlich den Platz betreten. Es war eine beeindruckende Atmosphäre auf dem Platz, denn auf einmal jubelten alle Zuschauer noch mehr und es war extrem laut. Die meisten waren wohl einfach begeistert, dass ein deutscher Schüler auf dem Platz stand. 

Zugegeben liefen die wenigen Minuten ernüchternd, lediglich zwei Ballkontakte und noch der 1:1 Ausgleich. Allerdings konnten wir uns alle nach Abpfiff an der Ausgelassenheit der einheimischen Kinder erfreuen, die von unserem Einsatz auf dem Platz, im Publikum oder hinter den Kameras begeistert waren!

Text und Fotos: Lobosch H. 

Einladung zum Iambi-Abend am 15.12.2022 am SHG