Andere Länder, andere Bräuche

Wie die Welt Weihnachten feiert 

Endlich ist es wieder so weit. Die kalte Jahreszeit hat uns erreicht und Weihnachten steht vor der Tür. Bei uns in Deutschland feiern die meisten von uns dieses Fest klassisch mit der Familie zu Hause und einem deftigen Essen. Auf dem Esstisch steht der Adventskranz und es brennen alle vier Kerzen. Direkt daneben steht das Prachtstück der deutschen Weihnachtsdeko: der magisch funkelnde Tannenbaum. Wir genießen das Beisammensein mit unseren Liebsten. Alles ganz klassisch eben. Doch wie feiert eigentlich der Rest der Welt Weihnachten?  

Australien: 

In Australien ist zu Weihnachten Sommer, somit herrschen schon mal ganz andere Temperaturen als bei uns. Statt dicke Mützen und Winterjacke sind T-shirts und Flip-Flops, statt Glühwein ein kaltes Bier angesagt. Ähnlich wie bei uns wird Weihnachten meist mit der Familie gefeiert. Jedoch veranstalten die Australier bunte Barbecue-Partys, also einen Festtag, bei dem gegrillt wird. Hinzu kommt, dass unser typischer Nikolausbrauch, das Stiefelputzen, wie die Adventszeit keinen besonderen Stellenwert genießt. Beim Weihnachtsbaum sind sich Deutschland und Australien jedoch sehr ähnlich, wenn man davon absieht, dass dieser in Australien aus Plastik besteht. Grund dafür ist, dass es auf diesem Kontinent schlichtweg keine Tannenbäume gibt. Bei der Auswahl gilt dann das Motto: „Je größer desto besser“. Zudem wird der Baum, wie auch alles andere, farbenfroh und üppig geschmückt. Heiligabend fällt wie bei uns auf den 24. Dezember,  jedoch ist erst einen Tag später die später Bescherung. An diesem Tag kommt schließlich Santa Claus zu den Menschen. Dieser kraxelt durch den Kamin in die Häuser und legt die Weihnachtsgeschenke unter den Tannenbaum und in die, an Regalen befestigten, Strümpfe. 

England: 

In England lassen sich im Vergleich mit Deutschland einige Unterschiede erkennen. So wird der Weihnachtsbaum schon in der Adventszeit aufgestellt. Selbiges gilt für die Geschenke, welche bereits Wochen vorher unter dem Weihnachtsbaum liegen. Beim Dekorieren sind sich beide Länder sehr ähnlich, jedoch sucht man in England meist vergeblich nach einem Adventskranz. In den Schulen werden Krippenspiele aufgeführt und besondere Gottesdienste abgehalten, bei denen die Kinder Weihnachtslieder, so genannte christmas carols, singen. Während der Weihnachtszeit nimmt das Essen eine zentrale Rolle ein. Besonders „Christmas Crackers“, die so aussehen wie große bunte Bonbons, lassen sich oft finden. Sie beinhalten z.B. lustige Sprüche oder Papierkronen, welche die Briten bei den Feierlichkeiten tragen. Zudem werden sie meist nach dem Essen geöffnet. Dies erfolgt dadurch, dass man gemeinsam mit seinem Sitznachbar an dem jeweiligen Ende des Crackers zieht. Während bei uns z.B. Würstchen mit Kartoffelsalat als klassisches Weihnachtsessen zählt, ist dies in England beispielsweise der Truthahn, Würstchen im Schlafrock mit Bratkatoffeln und Rosenkohl, Karotten sowie Erbsen. Als Beilage gibt es Preiselbeersoße und Brotpudding, welcher hauptsächlich aus altem Brot, meistens Weißbrot, besteht welches in Milch aufgeweicht wird. Hinzu kommen Gewürze und weitere Zutaten mit dem es dann zu Pudding zubereitet wird. Diesen Brauch gibt es schon seit Jahrhundert, weil man schlichtweg kein trockenes Brot einfach so wegschmeißen wollte. Der darauffolgende, traditionelle Nachtisch ist der sogenannte „Christmas Pudding“, einer Mischung aus Trockenfrüchten und Brot. Diese wird erst lange gedämpft und kommt dann in den Ofen. Abschließend wird Brandy (Weinbrand) darüber gegossen und angezündet. Vor der Bescherung, welche wie in der USA oder Australien, am 25. Dezember, stattfindet, werden Weihnachtsstrümpfe aufgehängt, in denen sich hoffentlich die erfüllten Wünsche vom Wunschzettel befinden. In England werden die Geschenke von „Father Christmas“ gebracht, der sogar von manchen Engländern etwas zu essen hingestellt bekommt, meist Lebkuchenmänner und dazu ein Glas Brandy. 

Schweden: 

In Schweden werden schon ab dem 1. Dezember Häuser, aber auch Einkaufsläden geschmückt. Da es in Skandinavien während der Weihnachtszeit sehr kalt ist, werden die Treffen und Feiern ins Innere verlegt. Dort wird dann durch Lichterketten und Kerzen für Gemütlichkeit gesorgt. Zudem gibt es das traditionelle Weihnachtsputzen, „Julstäd“ genannt, bei dem das ganze Haus einmal gründlich gesäubert wird. Dabei werden die normalen Gardinen und Vorhänge mit weihnachtlichen ausgetauscht. Die Weihnachtszeit beginnt erst am 13. Dezember, dem „Luciadag“, einem vorweihnachtlichen Lichterfest. Bei diesem singen die Kinder in weißen Kleidern, mit denen die heilige Lichtträgerin Lucia gefeiert werden soll. Ähnlich wie bei uns ist auch der Glühwein beliebt, in Schweden „Glögg“ genannt, schmeckt aber etwas anders. Auch der herkömmliche deutsche Lebkuchen ist nicht so populär, stattdessen essen die Schweden lieber Pfefferkuchen zum Kaffee. In das Weihnachtsfest wird am Heiligen Abend mit einer Donald-Duck Sendung um 15 Uhr gestartet. Auch auf der Arbeit wird Weihnachten gefeiert. So wird beim „Julbord“, einem großen Weihnachtsbuffet, zusammen gegessen. Auf den Tisch kommen traditionelle Gerichte wie z.B. die Weihnachtswurst („Julkorv“), welche mit Lorbeerblättern zubereitet und ausschließlich an Weihnachten verzehrt wird. 

Mexiko: 

In Mexiko herrschen, genauso wie in Australien, zur Weihnachtszeit sehr hohe Temperaturen. Zudem spielt der Brauch der „Piñata“ eine wichtige Rolle. Eine Piñata ist eine bunt gestaltete Figur, welche aus Pappmaché, früher aus mit Krepp-Papier umwickelten Tontöpfen, besteht. Diese ist mit Früchten und Leckereien gefüllt und das Kind, das sie zuerst mit verbundenen Augen mit einem Stock trifft, darf sich vor allen anderen am Inhalt bedienen. Ein weiterer großer Unterschied ist das Datum der Bescherung. Da sich die Mexikaner stark an den Weihnachtsgeschichten der Bibel und Jesus orientieren, findet diese erst am 6. Januar statt. In diesen heißt es nämlich, dass Jesus an diesem Tag die Geschenke von den Heiligen Drei Königen bekam, weshalb auch die Kinder erst zu dieser Zeit beschenkt werden. Zudem ziehen die Kinder ähnlich wie an Halloween in der Adventszeit von Tür zu Tür, was „Posada“ (Herberge) genannt wird. Der Name kommt daher, dass beim „Posada“ die Suche nach einer Unterkunft von Maria und Josef nachempfunden wird. Neben den Feierlichkeiten wird beim „Posada“ zudem gesungen und Musik gespielt. Falls die Bewohner die Kinder ins Haus lassen, dürfen sie dort ihr Glück probieren, um eine „Piñata“ zu zerschlagen. Schaffen Sie dies, gehören ihnen die Süßigkeiten. 

Ukraine: 

Die Ukraine zelebriert das Weihnachtsfest ähnlich wie wir in Deutschland. Jedoch feiern die Menschen in der Ukraine, wie in Mexiko, erst am 6. Januar Heiligabend. Zudem fasten sie, wenn auch meist nur die Gläubigen unter ihnen, während der kompletten Adventszeit, welche zum Heiligen Drei Königsfest endet. An diesen Tag kocht die ganze Familie gemeinsam das traditionelle und dazu umfangreiche Weihnachtsessen. Dazu wird eine große Menge an Leuten benötigt, da 12 Gerichte gekocht werden müssen, welche keine Milch und kein Fleisch enthalten dürfen. Diese sollen die 12 Apostel repräsentieren. Der Weihnachtsmann wird in der Ukraine nicht Weihnachtsmann, sondern „Väterchen Frost“ genannt, welcher die Geschenke an Silvester bringt. Äußerlich ist „Väterchen Frost“ unserem Bild des Weihnachtsmannes sehr ähnlich, außer dass „Väterchen Frost“ einen eisgrauen und keinen rot weißen Pelzmantel trägt. 

Tansania: 

Aufgrund der geografischen Lage herrschen auch in Tansania während der Weihnachtszeit um die 30°C. Genau wie in Deutschland spielen auch dort die Weihnachtsmusik und der Weihnachtsbaum eine wichtige Rolle. Dieser besteht teils aus Plastik, jedoch sind auch echte Tannenbäume zu finden. Der Weihnachtsbaum wird nicht mit dem typischen deutschen Baumschmuck verziert, sondern mit Watte, die Schnee symbolisieren soll. Zur Bescherung beschenken sich die Menschen traditionell mit neuen Kleidern, weil ein Weihnachtsbrauch verlangt, sich zum Weihnachtsfest „neu“ anzuziehen. Die neuen Kleider bleiben zudem das einzige Geschenk zu Weihnachten. Am Heiligabend haben die Kinder die Aufgabe, als Engel verkleidet, Kerzen in die Kirche zu tragen, womit der Abendgottesdiest aufgehellt werden soll. Dazu lesen sie dann die Weihnachtsgeschichte vor. Anders als in vielen anderen Ländern gibt es zum Weihnachtsfest kein besonderes, individuelles Essen. Es wird wie bei jeden anderen Fest „Pilau“ gegessen. Das ist ein Reisgericht, welches mit Kardamom (Ingwergewächs) und Zimt gewürzt wird. Zudem werden Mandazi, eine Art süßer Krapfen gegessen.  Genau wie in England, der USA oder Australien ist der 25. Dezember der Hauptfesttag. An diesem Tag gehen die Menschen wieder in die Kirche und ziehen dort ihre festlichen neu bekommenen Kleider an. 

Thailand: 

In Thailand hat das Weihnachtsfest, aufgrund des dort weit verbreiteten buddhistischen Glaubens, keine große Bedeutung. Es gibt jedoch ein Fest, welches dem christlichen Weihnachtsfest in seinen Zügen ähnelt. Bei dem sogenannte Songkran-Fest, nimmt das Wasser, da es für die rituellen Waschungen benötigt wird, eine entscheidende Rolle ein. Älteren Menschen wird das Wasser über die Hände gegossen. Neben dieser Zeremonie findet besonders bei der Jugend die Wasserschlacht Anklang, welche die größte der Welt ist, bei der sich die Menschen draußen auf den Straßen in ihren Städten treffen, Wassereimer befüllen und sich damit gegenseitig nass machen und übergießen. Dies ist im heißesten Monat des Jahres zwar eine gern angenommene Abkühlung, jedoch geht es im Kern um etwas ganz anderes. Das „Wasseropfer“ soll nämlich Glück und Segen für das neue Jahr bringen. Die Vorfreude auf diesen Festakt ist bei den Menschen Thailands stets riesengroß und sie bereiten sich alle schon Wochen im Voraus auf dieses traditionelle Neujahrsfest vor. Songkran findet jedes Jahr jedoch erst im April statt.  

Ein Brauch des Weihnachtsfestes ist weltweit immer gleich:  

Der Grundgedanke der Weihnachtszeit ist das Zusammenkommen mit den Liebsten. Dabei ist es egal ob mit Freunden oder der Familie. Man macht also zu dieser Zeit, was den Rest des Jahres durch die Arbeit und anderen Alltagsstress nicht immer möglich ist.  

Ein paar „random facts“ zum Abschluss: 

– in Tadschikistan ist das Feiern des Weihnachtsfestes offiziell verboten 

– in Preußen hing der Weihnachtsbaum kopfüber von der Decke 

– in Slowenien zählen Gäste die am 25. Dezember zum Besuch kommen als schlechtes Omen für Unglück im nächsten Jahr 

– Im Kosovo beginnt Heiligabend um 4 Uhr und der erste Weihnachtstag um 5 Uhr morgens. Nach einem Gebet gibt es Feuerwerk zu bestaunen 

– die englischen Königsfamilie feiert das Weihnachtsfest, im Gegensatz zu ihrem Volk, eher nach dem deutschen Vorbild  

Ich wünsche euch und Ihnen ein schönes und vor allem gesundes Weihnachtsfest und bis dahin eine angenehme, gemütliche Weihnachtszeit! 

Lasst uns doch gerne einen Kommentar da, wie ihr das Weihnachtsfest feiert! 

Verfasser: Kevin Klietsch; Beitragsbild: Alexas_Fotos