Reportage: Als die Mauer fiel (Teaser)

Es ist Donnerstag, der 9. November 1989. 23 Uhr. Tausende DDR-BürgerInnen versammeln sich am Berliner Grenzübergang der Bornholmer Straße. Die Stimmung ist geladen, immer wieder werden „Tor auf! Tor auf!“-Forderungen laut. Auslöser ist die neu verkündete Ausreiseregelung durch den 1. Staatssekretär der SED-Bezirksleitung, Günter Schabowski. Laut ihr sollen DDR-BürgerInnen sofort frei reisen dürfen – mit entsprechender Bürokratie und Ordnung, aber frei.

In der DDR wird schon seit Monaten städteübergreifend für Freiheit und politische Reformen demonstriert. Immer mehr Menschen versuchen, über die Tschechoslowakei und Ungarn in den Westen zu fliehen. Der Druck auf die SED-Regierung erhöht sich stetig. Am 4. November 1989 waren es eine halbe Million Menschen, die auf dem Alexanderplatz in Berlin friedlich demonstrierten. Anfangs ist die Staatssicherheit verunsichert, weiß nicht, ob sie eingreifen soll. Doch schon kurz darauf befiehlt die SED-Führung, die Demonstration laufen zu lassen. Das ist neu, denn eine so große Protestaktion gab es innerhalb der DDR-Geschichte bis dahin noch nie. Langsam aber sicher wird ein gesellschaftlicher und politischer Wandel deutlich. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich den Repressionen der SED-Diktatur unterwarf.

An den Grenzübergängen sind die Wachsoldaten zunehmend überfordert, denn bislang gibt es keine Verhaltensanweisungen bezüglich der neuen Ausreiseregelungen. Immer mehr Menschen treffen auch an den innerdeutschen Übergängen der Sonnenallee und Invalidenstraße ein. Um etwa 23:30 Uhr halten die Grenzwachen den Druck der zunehmenden Menschenmenge nicht mehr aus und beschließen, die Tore in den Westen auf eigene Verantwortung hin zu öffnen. Tausende DDR-BürgerInnen strömen in den Westen und werden jubelnd empfangen. Nach 28 Jahren, zwei Monaten und 26 Tagen hatte die Berliner Mauer erstmals keine Funktion mehr.

Basierend auf den Berichterstattungen der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

Dieses einschneidende Erlebnis markierte das Ende einer Diktatur, die immerhin 40 Jahre lang angedauert hatte. Zwei Teile des heutigen Deutschlands, die nicht unterschiedlicher geprägt hätten sein können, wurden fast ein Jahr später eins.
Anlässlich zum 35. Jahrestag des Mauerfalls wird es auf „Schulhofgeflüster“ eine Reportage rund um die Wiedervereinigung von Deutschland geben. In den Folgeteilen berichtet ein ehemaliger DDR-Bürger, wie es sich angefühlt hat, als die Mauer schließlich fiel – und welche Auswirkungen hat die Geschichte des geteilten Deutschlands eigentlich noch immer auf uns?

Text: Ein*e Schüler*in des 11. Jahrgangs