Das Waldsterben in Deutschland
Nur ein Blick aus dem Fenster Richtung Wald oder ein Tagesausflug in den Harz – überall kann man sehen, dass es dem deutschen Wald so schlecht wie seit Jahren nicht mehr geht. Doch dabei ist er ein wichtiger Faktor für uns alle, da er die Luft reinigt und einen großen Lebensraum für eine Vielzahl an deutschen Tier- und Pflanzenarten bietet. Die Gründe für den schlechten Zustand des Waldes sind sehr verschieden. Ein Teil des Problems stellt die industrialisierte Landwirtschaft dar, ein anderer Aspekt ist die Einführung nicht heimischer Baumarten. Natürlich spielen auch die Erderwärmung und der hohe Insektenbefall durch Borkenkäfer eine Rolle, aber das ist wohl den meisten bereits bekannt.
Der Wald als Wirtschaftszweig
Vor rund 7000 Jahren war Mitteleuropa fast vollständig von Wald bedeckt. Vor allem Mischwälder bestehend aus Buchen, Eichen und anderen Laubbäumen waren in Deutschland heimisch. Ab dieser Zeit begann der Mensch erstmals Bäume zu roden, um allmählich Platz für den beginnenden Ackerbau und die Viehzucht zu schaffen. In den folgenden Jahren vervielfachte sich die Anzahl an Menschen, weshalb sich der Trend zum Abholzen im großen Stil weiter fortsetzte. So fielen im Mittelalter ganze Wälder dem Holzbedarf durch wachsende Städte zum Opfer. Mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert setzte dann die industrialisierte Forstwirtschaft ein. Da mehr Bäume abgeholzt als angepflanzt wurden, brauchte es eine schnelle Lösung, um der großen Nachfrage gerecht zu werden. Daher wurde die Fichte vermehrt angepflanzt.
Diese Baumart ist eigentlich in höher gelegenen Zonen beheimatet, brachte jedoch Vorteile gegenüber heimischen Laubarten mit sich. Zum einen wächst die Fichte schneller als andere Arten, somit konnte man der steigenden Nachfrage etwas entgegensetzen. Zum anderen ist die Fichte ein gerader und hoher Baum, dementsprechend ideal geeignet für hochwertige Holzarbeiten. Zum ersten Mal wurden aus den beheimateten Mischwäldern zunehmend Monokulturen von Nadelhölzern. Über die Langzeitfolgen machte sich damals noch niemand Gedanken.
Grundlegend unterscheidet man Wälder zwischen den beiden vorher genannten Waldarten. Der sogenannte Mischwald beinhaltet, wie der Name schon sagt, verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Sowohl Laub- als auch Nadelhölzer können hier vorkommen. Charakteristisch ist zudem eine Mischung zwischen alten und jungen Bäumen. Im Gegensatz dazu stehen die Monokulturen. Sie bestehen meistens nur aus einer Baumart. Häufig verbreitet sind dabei Fichten, Kiefern und Lärchen. Diese Baumarten brauchen viel Wasser und setzen sich gegenüber Laubbäumen beim Wachsen durch. Zudem ist durch das monotone Nahrungsangebot auch keine große Vielfalt an Tieren gegeben.
Negative Auswirkungen
Die allmähliche Umwandlung der heimischen Mischwälder zu Monokulturen von Nadelbäumen, auch Uniformität genannt, hatte daher nicht nur positive Folgen für den deutschen Wald. Zum einen sind Monokulturen anfälliger für Waldbrände. Vor allem trockene Nadeln, Gräser und kleine Zweige, die man in Nadelwäldern findet, lassen riesige Brände entstehen. Auch werden die Brände nicht durch freie Flächen unterbrochen, da die Bäume dicht aneinandergereiht stehen. Zum anderen sind Monokulturen gekennzeichnet durch einen hohen Insektenbefall, wie zum Beispiel den Borkenkäfer. Dies liegt daran, dass Insekten meist auf eine Baumart spezialisiert sind. 2020 stammten drei Viertel des gerodeten Holzes von beschädigten Bäumen. Der Wald ist seit Jahrzehnten nicht in solch einer schlechten Verfassung gewesen.
Lösungsvorschlag
Ein Lösungsansatz für dieses Problem ist die Umforstung von der Monokultur zurück zum Mischwald, was auch als Waldumbau bezeichnet wird. Dieser Schritt ist wichtig für die Erhaltung des deutschen Waldes, da durch die allmählich veränderten klimatischen Bedingungen extreme Wetterverhältnisse wie Trockenzeiten oder Stürme auch in Deutschland immer häufiger werden. Mischwälder sind generell langlebiger als Monokulturen, da die Laubbäume dem Wald mehr Struktur geben und für mehr Stabilität im Boden bis zu den Baumkronen sorgen. Auch sind sie nicht so anfällig gegenüber Insekten, da viele verschiedene Baumarten vertreten sind. Somit wäre das Problem des Insektenbefalls durch den Mischwald wieder gemildert. Zudem werden die verschiedenen Pflanzenarten besser mit Licht, Wasser und Nährstoffen versorgt, da die Laubbäume nicht so dicht stehen und dadurch das Blätterdach mehr Licht durchlässt.
Dieser Prozess ist allerdings nur durch Jahre intensiver Arbeit möglich, in denen der Wald durch neue Laubbäume massiv verjüngt wird. Der Mensch muss es also schaffen, die ökologischen Faktoren vor die ökonomischen Faktoren zu stellen, um den deutschen Wald vor weiteren massiven Schäden zu schützen.
Wenn du noch mehr über das Thema Waldsterben wissen möchtest, dann klicke auf diesen Link. Er bringt dich zu einer Videoreportage des 13. Jahrgangs über den Zustand der Wälder im Harz mit dem passenden Namen „Harzinfarkt“ :